Sonntag, 7. November 2010

Wir sind die neuen 80-Jährigen

Warum zeigt kein Sender am Sonntag paar Serien? Oder BBC-Dokumentationen? Oder blöde Reality-TV-Formate, in denen man dummen, armen, hässlichen Menschen dabei zuschauen kann, wie sie ihr Leben versauen? I love Hartz-IV-TV!

Damit ich halt wieder mal bloggen muss.

Am Freitag waren wir an einer Party in Züri. Nur hurti. Da ist uns was aufgefallen. Also das hätte uns auch an mancher anderer Party auffallen können (ausser, dass woanders wohl nicht Dave Marshal und Stress zusammen aufgetaucht wären, findich no geil). Also es war ja auch nicht das erste mal, dass wir das dachten, aber einfach ein gutes Beispiel:

Die Hobby-DJs spielten da gerade lauter 90s-Scheiss. "Ice, Ice Baby" und "Time of my Life" und so Sachen. "Damals schlecht, heute schlecht", meinte mein Gspänli. Aber dass wir das trotzdem gern hören, ist typisch unsere Generation. Wir sind heute schon so, wie die Menschen normalerweise mit 80 Jahren sind: Total rückwärtsgewandt. Wir suhlen uns wahnsinnig gern in den Erinnerungen an unsere Jugend. Wir ziehen uns an, wie wir uns mit 12 angezogen haben, aber im Zweifelsfall meinen wir natürlich auch das: total ironisch. Wir finden Sicherheit im Blick zurück, weil wir weder wissen, was noch kommt, noch uns damit befassen mögen.

Dazu passt das Bedürfnis nach gemütlicher Echtheit, hier sehr sehr schön beschrieben:

"(...) zusammen mit der Echtheit sehnten wir uns nach Einfachheit, Übersichtlichkeit und Bescheidenheit. Wir ließen unsere Gärten verwildern, kauften Einweckgläser bei Manufactum und antike Holzrahmen auf dem Flohmarkt, in die wir vergilbte Fotos unserer Urgroßeltern steckten. Wir kochten Marmelade ein, häckselten Ingwer vom Markt, buken Krustenbrot und hackten Holz für den neuen, äh, alten Kachelofen. Endlich fühlten wir uns wieder wie echte Menschen mit einem richtigen Leben. Wie in den Dokumentationen im Dritten Programm, wie früher eben, als es noch mehr Metzgereien als Waxing-Salons im Viertel gab. (...)"
(Der ganze Artikel: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34916)

Weitere, tiefere und stringentere Gedanken dazu kann ich mir jetzt leider auch nicht machen, weil ich einen schrecklichen Kater habe, aua aua aua. Und weil SF jetzt die Dokumentation "Wisente und Wölfe" zeigt, u.a. tolle Zeitlupenaufnahmen von galoppierenden Wisenten, dazu klassische Musik und ein ernster Sprecher.

Also Tschüss, Ciao Ciao, Tschüü.
Eure SuMaWuScha (mein Lieblingswort aus meiner frühen Jugend: Super Maximale Wunderschabe).

PS: Am Samstag war ich dann da. Das war eigentlich noch hübsch.


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