Samstag, 22. November 2008

Wüst, fett und doof

Je länger man studiert, desto hässlicher wird man. Vom vielen Lesen gehen die Augen futsch, man braucht dicke Brillengläser, das viele Sitzen macht einen Buckel und Muskelschwund und fett. Der Verfall ist nicht nur körperlicher Natur, auch die Sprache leidet, weil man immer mit so jungen Leuten zusammen ist, und die sagen dann statt «Ich bin empört!» Dinge wie «Also ich meine HALLO?!?» Kein Wunder, haben Akademiker weniger Kinder als der Durchschnitt. Wer will schon mit jemandem rummachen, der zwar schlau ist, dafür wüst und auch noch doof.

Um zumindest der physischen Degeneration ein wenig entgegenzuwirken, gehe ich jetzt ins Krafttraining. Nicht irgendeines, sondern: Kieser. Weil hier die Typen nicht mit Hanteln vor dem Spiegel stehen und sich an ihrem Bizeps aufgeilen. Weil hier nur alte Leute hingehen. Weils nur ne halbe Stunde dauert. Und: Weil man beim Training blöd aussehen darf.

Das, zumindest, dachte ich vor meinem Einführungstraining. Ich hatte mich extra schlimm angezogen, damit ich auch nicht overdressed bin, ausgeleierte Trainerhosen, oft als Pyjama missbraucht, ein überdimensioniertes Juventus-Turin-Fussballdress, ich sah aus wie eine Landpomeranze auf der Schulreise in die Stadt. Olé Olé.

Dann sah ich den Trainer.

Gross, mit Mukkies, wirklich hübsch. Definitiv kein Student.

Die Landpomeranze lief rot an. Und wurde ein wenig wütend auf die Personalpolitik von Herrn Kieser.

Also ich meine, HALLO?!?

Freitag, 7. November 2008

Plunder für das Karma

Die Strasse, an der ich wohne, ist ein Paradies. Eins für Brockenhäusler und Flohmärktler und besonders eins für die Generation gratis. Jeden Tag steht etwas anderes am Strassenrand: Kasperli-Kassetten; ein Elektroofen; Blumenbilderbücher; eine Stehlampe; ein Laufgitter; ein paar verkratzte Ski. Allerlei Kram und Mist. Ab und zu was Brauchbares.

Der Plunder häuft sich jeweils um Zügeltermine. Eines haben all die Dinge gemeinsam: das weisse A4-Blatt, das daran klebt, mit der Edding-Aufschrift «Zum Mitnehmen!» oder «Gratis» oder «Zu verschenken».

Das Zeug ist immer innerhalb kürzester Zeit weg. Irgendein Messie wird sich den todschicken Kleiderständer befriedigt in sein Wohnzimmerchaos stellen. Eine Familie mit Migrationshintergrund hat endlich Kleiderbügel. Olé olé.

Dabei ist das ganze bloss eine bequeme Gratisabfallentsorgung, getarnt als gute Tat. Wie sind wir doch grosszügig, dass wir unseren halb kaputten Ikea-Plunder verschenken!, denken sich die Leute. Jemand hat bestimmt noch Freude daran! Man muss ja nicht immer alles gleich wegwerfen! Wir. Sind. Gute. Menschen!

Und sie haben damit sogar ein wenig Recht. Denn mit ihren Schenkungen bewahren sie womöglich den einen oder anderen Menschen tatsächlich vor der Hölle.

Vor der schwedischen Möbelkauf- und Einrichtungshölle.