Freitag, 28. Mai 2010

Doch doch, mich gibts noch.

Ich hab nur nicht so Zeit gehabt. Viel zu viel Arbeit. Mehr als 80 Prozent sollte niemand arbeiten, das ist ja eigentlich klar. Und am Freitag nach der Bad Bonn Kilbi grad sowieso nicht.

Da war ich nämlich gestern zum allerersten Mal. Leider ohne Kamera, sonst hätte ich ganz viele Bilder von Hipstern gepostet, die Fjällräven-Rucksäcke am Rücken und Tollen auf dem Kopf tragen. Man sagte mir, die Hipster grassierten (mein neues Lieblingsverb) in Düdingen zunehmend. Was uns veranlasste, über eine gute Definition des Hipsters zu streiten. Meine: Jemand, der sich ausgesprochen darum bemüht, nicht so auszusehen wie die anderen, und deswegen unweigerlich die Uniform des Individualisten trägt. Ein Gspänli von einer befreundeten Gang, zu der ich schönerweise auch schon ein bisschen gehöre, hatte eine noch viel bessere, aber die Erinnerung daran ist leider im Cardinal-See ersoffen*.

Aber das nur nebenbei. Es war schön dort, schön klein, und schön lustig, wie die Früburger reden! Unglaublich, was so ein paar Kilometer Distanz an Sprachdifferenz ausmachen können. Sübe Tüsche, chrank cho, ümpfe, gsehsch wie? Nur die WCs waren gruusig, liebes Bad Bonn, es gibt doch auch diese Wagen, wie sie auf dem Gurten stehen. Also toitoitoi fürs nächste Jahr.

Und dann war da Tocotronic, und ich bin in diese Band verliebt, seit ich mit 13 Jahren mit dem Gründer der Schweizer Tocotronic-Fanbase ins Latein ging und heimlich in ihn verliebt war. Tocotronic ist wohl die einzige Band, die noch gleich viele Haare hat wie vor 15 Jahren, meinte mein Gspänli. Eine hübsche Beobachtung! Und wie die rocken! Ganz verrückt. So super geilo Gitarre, schön laut, und dazu diese Texte, die wohl gerade deshalb so gut sind, weil man sie nie zu 100 Prozent versteht - ich glaube, dieses letzte Geheimnis, kombiniert mit hübschem Sarkasmus, macht die Tiefe guter Songtexte aus. Für mieses Gegenbeispiel: siehe praktisch jede Schweizer Mundartband.

Und dann Tipp für alle Bands: Licht auf der Bühne immer von hinten. Man sieht viel cooler aus so.

Im Zug sass ich dann neben einem Herrn, der aussah wie Scarlett Johansson in "Sö göäl wid dä pöäl iierring", der aber Süddeutsch sprach. Ich lachte viele salzige Tränen und das Leben war schön. Bis heute morgen der Handywecker piepste.

Arbeit, du alter Nazi.

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* Mir wurde auf die Sprünge geholfen. Die tipptoppe Definition lautet:
Hipster sind Follower, die gern Leader wären.

Sonntag, 16. Mai 2010

Im Verlieren sind wir Meister

Ja ja ich weiss. Aber ist ja auch klar, dass es nicht gehen kann, wenn ein kleines Frollein als einziges in einer ganzen Stadt wirklich, wirklich an den Titel glaubt. Jä nu. Aber im Verlieren sind wir ja gut. Und ich besonders. Als erstes habe ich meinem Match-Gspänli gratuliert, das ist Basel-Fan, und als zweites habe ich Gigi Oeri die Hand geschüttelt, natürlich betont als YB-Fan, obwohl ich ja erst dachte, dass das nur ein Avatar von Gigi Oeri ist, so mini. Dabei war ich überhaupt nicht im VIP-Bereich oder so, das ist einfach da durchgelaufen. So wie Ariella Käslin auch, die ich fast nicht erkannt hab, weil sie nicht den Flik Flak machte. Als drittes habe ich mich dann für mein Gspänli gefreut, das sämtlichen Basel-Spielern die Hand schütteln durfte, selbst dem ... (Adjektiv Ihrer Wahl einsetzen) Alex Frei. Und ich hab nicht mal ne Miene verzogen, als Baschi mit dieser aufgestellten Frise vor mir seinen Bauch rausstreckte, um sein Trikot zu zeigen. Und als dann auch noch DJ Christopher S. ein bisschen durchdrehte, weil er sich so ärgerte, und ihm schliesslich ein älterer Herr bestimmt sagen musste: "Chrischtoff, itz hör uf!", habe ich schon wieder ein wenig geschmunzelt. Und sogar richtig gelächelt hab ich, als mir ein anderer aufgebrachter YB-Fan erklärte, dass er jetzt selbst dem Roger Federer eine reinhauen würde. Einfach, weil der Basler sei, voilà.

Ja, so machten wir fast alle eine wahnsinnig gute Miene; wir sind eben ganz vorzügliche, originelle Verlierer. Aber das ist eigentlich gar nicht gut. Man sollte sich nie, nie so sehr ans Verlieren gewöhnen wie die Berner.

Psssst

Pssst. Ich sag jetzt mal was, aber das darf man in Bern nicht zu laut sagen. Weil hier will man die Dinge nicht verschreien. Könnte ein schlechtes Omen sein, zu früh darüber zu sprechen, findet sogar der Lauener. Also besser nur flüstern. Weil es geht hier nicht um den SCB, dort ist man sich Erfolg gewohnt, da darf man auch mal blöffen und selbstbewusst rumgröhlen. Das Thema hingegen, das ich hier besprechen will, ist eben sehr delikat. Und wir Berner mögens normalerweise nicht so gern laut. Geübt durch jahrelanges, stilles Leiden. Wir lamentieren nach Niederlagen nicht gross, weil wir eigentlich grundsätzlich davon ausgehen, dass wir eh verlieren. Wir jammern nur ganz leise. Und wenn wir dann doch mal gewinnen, ist das dann mehr so Überraschung. Wir mögen Understatement nicht – wir sind Understatement. Deshalb ist das so heikel, was ich gern sagen möchte. Also bloss nicht weitersagen. Pssst. Nicht, dass es jemand hört. Okay? Okay:

YB gewinnt im Fall heute. Ratzfatz Meister

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(Kleiner Gastbeitrag.)

Sonntag, 9. Mai 2010

Alle zehn Jahre wieder: BEA!

Dieses Jahr war ich etwa das erste Mal seit etwa 10 Jahren an der BEA, und es war wie alles, das man sich zuvor ganz schrecklich vorstellt: halb so schlimm. Ich hatte mich schliesslich auch tipptopp auf zahllose umgebundene Regenjacken, spiegelnde Spass-Sonnenbrillen und Kinderwagen eingestellt, hatte Schnäuze und Strähnen-Frisuren visualisiert, kannte den säuerlichen Wein-Mundgeruch längst aus dem Tram und regte mich deshalb keine Sekunde auf.

Ich lächelte selig, als ich an der Steelband vorbeiging, die "Imagine" spielte und aus lauter Handarbeitslehrerinnen mit Pep bestand; ich freute mich sogar aufrichtig beim spontanen Ständchen eines Jodlerchörlis an einem Weinstand, und ich liess das Verkaufsgedöns eines bayrischen Weinhändlers, der mir roten Prosecco verkaufen wollte, mit Gleichmut über mich ergehen.

Bei einer Schau mit etwa einer Million Ferkeln, die vermutlich eigens für diesen Anlass extra klein herangezüchtet worden waren, schmolz mein Herz, und wir stellten uns ein paar Sekunden lang vor, wie es wohl wäre, wenn dort statt zwei Dutzend Schweinchen zwei Dutzend kleine Bärchen rumtollen würden: Man würde wohl sterben vor Herzigkeit. Ausserdem stellten wir uns vor, wie es wäre, wenn die BEA-Besucher (statt ländlich-praktisch) alle wie Hipster gekleidet wären. Tausende in engen Hösli und Karohemden und Ray-Ban-Brillen auf einen Schlag! Es wäre vermutlich genau so schrecklich, wie man es sich vorstellt.

Schliesslich schauten wir noch bei den Brauereipferden vorbei; die ziehen die Wagen mit Bierfässern durchs Dorf, wiegen gegen 900 Kilogramm und heissen: Fredy (Beiname: der Treue); Pouliche (der Sonnenschein), Appollo (der Showman) und Diego (der Publikumsliebling). In einem anderen Zelt wurde eine Rinderrasse vorgestellt, leider nicht Dexter, die ich mir blutrünstig vorstelle, sondern Hinterwäldler. Da war auch ein Stier, dessen Vater ein Natursprungstier sei, erklärte eine Frau am Mikrofon, und das Publikum auf den Rängen blickte beeindruckt auf die gigantischen Hoden des Hinterwäldler-Natursprungstier-Nachwuchses.

Apropos Bullen: Weil sämtliche Massagesessel besetzt waren und auf dem Chesterfield-Sofa am Möbelstand anscheinend sitzen verboten, schauten wir noch beim Polizeistand vorbei. Das angebliche "Vorurteil Nr. 17": "Jedä Tschugger het ä Schnoutz", mit dem die Polizei derzeit Nachwuchs anlockt, wurde insofern entkräftigt, als dass am Stand tatsächlich nicht jeder Polizist einen Schnauz hatte. Nur drei von vier.

Vorbei an grenz-esoterischen, -dubiosen sowie einfamilienhausbesitzerorientierten Ständen flanierten wir durch die Hallen zurück zum Eingang. Auch das Gastland Holland besuchten wir noch, wo wir uns freuten, dass sämtliche Klischees tipptopp bedient wurden. Befriedigt, weil wir als vor Jahren immigrierte, überzeugte Stadtmenschen endlich wiedermal etwas Landluft geschnuppert hatten, müde und mit einem kleinen Zuckerflash von den Nidletäfeli gingen wir heim.

Ich freue mich schon aufs nächste Mal. Etwa in zehn Jahren wieder.

(man beachte das vorbildliche BEA-Besucher-Outfit im Hintergrund)



(Die lag da so auf dem Besucher-WC. Psycho.)


PS: Und was machen wir jetzt, wenn die BEA vorbei ist?!? z.B.

- ins Theater gehen: "Verbrennungen" in den Vidmarhallen. Zuvor kann man dort in der Beiz z.B. eine Nutellaschnitte essen, superduper Stärkung.

- diesen Artikel lesen: Proudly content free.

- Balkonpflanzen ansäen, schön pflegen und jeden morgen aus dem Bett hüpfen und aufgeregt nachschauen, ob schon was gewachsen ist (ein tipptopper Ersatz für das Gefühl als Kind vor Weihnachten, das ich für immer verloren glaubte).

Mittwoch, 5. Mai 2010

Vorbereite deinen Atem!

Manchmal liege ich so im Yoga und sollte mich unbedingt entspannen. Das ist immer am Ende der Stunde. Die Frau Lehrerin liefert dann jeweils eine detaillierte Anleitung, wie das geht, entspannen: Vorbereite deinen Atem. Lass los. Lass alle Gedanken gehen. Breite deine Schultern auf dem Boden aus. So Sätze halt.

Manchmal spielt sie auch extra Panflöten-Entspannungsmusik ab. Aber alles nützt nichts. Die Gedanken bleiben bei mir. Wir mögen uns normalerweise gern, ich und die Gedanken, und ich lasse Dinge nicht so gern los, wenn ich sie mag. Und ich weiss auch gar nicht, wie das geht, nichts denken. Einfach weiss im Kopf ist ja auch schon wieder was, nämlich weiss, oder? Das ist das Problem mit dem Nichts. Trotzdem versuche ich jeweils tapfer weiter, die Gedanken zu verscheuchen.

Dann denke ich: Ich muss WC-Papier kaufen.
Ich denke darüber nach, woran ich am nächsten Tag alles denken muss.
Ich denke über den Panflötenmusik-Entspannungs-Irrtum nach.
Ich denke über den Satz "Vorbereite deinen Atem" aus dem Mund einer gebürtigen Deutschschweizerin nach.
Ich denke über die subjektive Verzerrung von Zeit nach.
Ich denke darüber nach, dass das wie ganz schlimmer Sex ist: angespannt daliegen, im Kopf eine Einkaufsliste notieren und hoffen, dass es bald vorbei ist.

Aber hey, sonst ist Yoga im Fall super.

Komm, wir gründen selber eine Firma.

Gestern habe ich in meiner momentanen Lieblings-Tageszeitung "Tages-Anzeiger" gelesen, dass SRG-Mitarbeiterinnen resp. Mitarbeiter 1200 Franken Geburtenzulage kriegen und 6-12 Monate Abgangsentschädigung und 3 Tage Urlaub bei der Heirat und 10 bei Vaterschaft und 20 bei einer Adoption. Und 4 Tage beim Kauf eines Hundes, 3 für eine Katze und 2 für einen Hamster. Aber das habe ich jetzt erfunden, respektive der Herr Edel-Gamander.

Ich arbeite ja im normalen Leben auch in einem Konzern. Der hat jetzt eine externe Firma damit beauftragt, während dreier Wochen Rundgänge durch unsere Büroräume zu machen. Diese so genannten Fachleute sollen erheben, wie viele Arbeitsplätze tatsächlich in Gebrauch sind. Täglich läuft jetzt ein Fachmann herum und macht z.B. ein Strichli auf dem Plan, wenn jemand an einem Pult sitzt, und ein Kreuz, wenn dort grad niemand ist. Es ist wie Polizei im Büro.

Mir ist ein bisschen schlecht. Und das nicht von den 1,5 Litern Eiskaffee, die ich jeden Tag schlürfe, quasi als Vorbereitung auf den Sommer.

Und was kan man alles mit Caramel machen?

Teil 4 der weltberühmten Serie "Wonach die Leute bei Google suchen, bevor sie dann bei mir aufm Blog landen" Teil 1 hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier):

ich mag frisch gras
caremell landsturm
swiss music awards camenzind
Veloanhänger + grosse hunde
leute gucken einen an
perücke von yb kaufen
was kan man alles mit karamell machen
sandee moser steckbrief
was ist ein saumore
Karamell ist ungesund


und mein lieblings:
fluffer bern


PS: Ich mochte jetzt nicht immer verlinken, auf welchen Eintrag die Leute dann kamen. Ist doch egal. Und sonst müsst ihr halt selbst fluffen ääh googlen.

PS2: Dr. Kevin ist übrigens immer noch Nummer 1. Immer noch!