Montag, 28. Juni 2010

Mjam, Promi-Auflauf

Schon wieder Thema Stars: Wer in Bern wirklich Promis sehen will, der muss ins Liquid. Is wahr! Ich war dort, ganz freiwillig. Und Bianca Gubser (It-Girl), Jan Bühlmann (Mister Schweiz), Julia Saner (Model) und Andrea Kuster (Miss Earth) auch. Mjam, Promiauflauf. Die Gang und ich waren alle wie Kindergärteler und gafften ganz unverholen: Fake-Tan-Mädchen, die sich in kleine Röckchen gequetscht hatten und so tanzten wie in diesen Porno-Musikvideos, Jungs, die sich in enge Shirts gezwängt hatten, Pole-Fitness-Tänzerinnen, die mit hübschen Muskeln und Kapriolen von der Dauerwelle ablenkten.


Das ist das Schöne an Clubs wie dem Liquid: Dort gehen die Leute hin, um angegafft zu werden. Man darf gaffen! Man muss! Und die (wer mag, darf sich hier Anführungszeichen dran denken) Promis werden dafür sogar bezahlt, angegafft zu werden. Ich bin mir noch nicht ganz einig, ob das nun ein Traumjob oder ein Scheissjob ist. Dafür ist mir jetzt klar geworden, weshalb die DJs in solchen Clubs so viel verdienen: Das ist Entschädigung dafür, dass der DJ seine musikalische Würde spätestens am Eingang abgibt.

Schön war auch, dass wir einen Stempel bekommen haben, auf dem "Star" stand. Wollen doch alle, die in solche Clubs gehen: Star sein. Die Clubs sind schlau und tun so, als wären all die Orange-Callcenter-MitarbeiterInnen Stars. Deshalb kann man dort auch Logen mieten und sich Champagner mit Feuerwerk servieren lassen. Gern lässt man sich auch in der Limousine vorfahren. Limo = inzwischen klares Signal für Proll. Schon seltsam.

Mein Lieblings am Liquid: die drehende Tanzfläche. Bisschen wie Pater-Noster-Fahren im Vaucher-Sport. Immer eine kleine Herausforderung, drauf und wieder drab zu hüpfen. Hossa! Dann immer wieder Konfettiregen. Und alle gefühlten 20 Sekunden ein neues Lied. Da passiert noch was im Ausgang! Beliebt ist das Liquid deshalb auch für Polterabende, am Samstag war glaubs auch einer, und die Jugendlichen trugen Cowboyhüte und einer tat so, als wäre er der originale Sänger jedes Lieds, das gespielt wurde. Club-Karaoke. Mit viel Gestik. Super!

Mein Tipp: Verlobung subito auflösen.

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PS: Zum Abschluss noch was Versöhnliches: Im "Zeit-Magazin" (ja genau, das ist das Vorbild vom Tamedia-"Magazin") war diese Woche wieder mal einer dieser Texte, die ich gern geschrieben hätte und die mich ganz elend fühlen lassen, weil so super: http://www.zeit.de/2010/26/Martenstein


PPS: Hab jetzt auch noch den Rest des "Zeit-Magazins" gelesen, und obiges trifft im Fall auf fast alles darin zu. 5 Herzli!



PPPS: Ich wette viel Geld, dass zwischen der Dings und dem Dings bald mal was läuft. Wenn nicht schon längst. Aber pssst!



PPPPS: Bildstrecken sind ja mittlerweile so was wie die Limousinen unter dem Online-Zeug.



Mittwoch, 23. Juni 2010

Hübsch, gut und wow

Drei Empfehlungen:

- Ein Fest veranstalten und den Herrn Skinny Jim Tennessee als musikalischen Alleinunterhalter engagieren. Wäre ich Fotograf, würde ich ihn zudem mit einem Knebelvertrag als Model an mich binden. (Schöne Szene: Festveranstalter: "Wir müssen dem dann einfach das Taxi noch zahlen." Jemand: "Wird aber teuer, ein Taxi nach Tennessee.")

- WM schauen im Restaurant Morillon, dem vorletzten Bollwerk der ernsthaften Gastronomie in Bern. Penne all'arrabiata essen. Später viel Kaugummi.

- Einen Kaffee trinken im Panoramarestaurant des Inselspitals Bern. Einfach rein ins Spital, Lift bis Stockwerk S1 und ganz ohne nervtötende Gäste, nur mit Krankenschwestern und Ärztinnen und Ärzten crazy Geheimtipp-Aussicht über Bern gucken.

Sonntag, 20. Juni 2010

Neulich in Leutschenbach

Produzent: Aber warum denn orange?
Innendekorateurlehrlingsassistent: So bisschen wie Wüstensand. Weil Afrika halt.
Produzent: Aber Orange ist ja nicht mal in der südafrikanischen Flagge.
Innendekorateurlehrlingsassistent: Ja, aber rot und gelb gibt ja zusammen auch orange.
Produzent: Okay. Jetzt wie machen wir das wenn der Philipp Degen ins Studio kommt? Der ist ja auch ganz orange im Gesicht.
Innendekorateurlehrlingsassistent: Hmm. Dann machen wir einfach den Boden rot, dann hebt er sich wieder ab. Wie gefallen Ihnen die Sitzüberzüge?
Produzent: Die sind super. Sehen so ein bisschen kaputt aus. Passt auch super zu Afrika. Oder?
Innendekorateurlehrlingsassistent: Absolut.
Produzent: Und wie wärs mit noch so bisschen Muster?
Innendekorateurlehrlingsassistent: Ja, so was Primitives, so mit Dreiecken und so. Frag ich gleich meinen Assistenten, der hat eine afrikanische Putzfrau, die kann das sicher zeichnen.
Produzent: Super. Das ist dann so ein bisschen Multikulti. Gefällt bestimmt auch unserem neuem Chef, der ist ja scheint's ziemlich links.
Innendekorateurlehrlingsassistent: Tipptopp. Dann müssen wir nur noch schauen, dass der Hintergrund so ein wenig flimmert auf schlechten Fernsehern, dann ist es perfekt.
Produzent (reibt sich die Hände): Wird super, unser WM-Studio.

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PS:

Produzent: Du gell, wir brauchen dann noch das nervigste Lied aller Zeiten für den Teaser.
Innendekorateurlehrlingsassistent: Ja ja. Hab ich. Eines mit so "Leleleleleleleee".


Schnek Schnek Schnek

Lieber Gott, an den ich nicht glaube, schenk (jetzt hab ich erst geschrieben: schnek) mir einen 60-Prozent-Job, auf dass ich daneben immer nur noch Backen und Bloggen kann. Ja? Gut, ich freue mich schon.

Zuvor tröste ich mich noch ein wenig mit meinem unerwarteten Erfolg im WM-Tippspiel, bei dem ich nur mitgemacht habe, damit mich die unsäglich langweiligen Spiele zumindest ein kleinwenig interessieren. Dumm nur, wenn man kurz vor dem Match kalte Füsse kriegt ob des eigenen Mutes und noch hurti den Tipp ändert. Vom 1:0 für die Schweiz zum 1:0 für Spanien. Was hab ich mich geärgert! Vor dem Spiel noch Tipp wechseln ist etwa so dumm wie im Laden die Schlange vor der Kasse zu wechseln: Man ärgert sich viel mehr über einen Misserfolg als wenn man von Beginn weg falsch getippt hätte (resp. falsch gestanden wäre).

In solchen Situationen würde ich dann gern Ctrl (resp. Apfel) und Z drücken. Wie immer, wenn ich grad was Blödes gemacht hab. Das zeugt von meiner Degenerierung durch die moderne Technik. Wenn ich den Schlüssel nicht find, möcht ich drauf anrufen, und wenn ich auf dem Quartierfussballplatz stehe, blicke ich nach einem Tor zur Anzeigetafel, als würde die Szene dort in Zeitlupe gezeigt.

Und jetzt, lieber Gott, schnek mir doch bitte einen schönen Übergang zum Thema Promisichtungen in Bern.

Apropos Promisichtungen in Bern: Neulich hab ich den Andy Egli gesehen, der wohnt ja in Bern, und der ist dann vielleicht braungebrannt. Und meine Freundin im Spital wird von dieser Dings aus MusicStar gepflegt. Und dann sass ich neulich im Diagonal, und wer zog einen dieser Grosi-Einkaufswägeli an unsrem Tisch vorbei, trug eine rote Denner-Stofftasche in der Hand, Armani-Jeans und eine jugendlich-schwarze Lederjacke? Nein, Ulrich Gygi. Und dann sassen wir in einem anderen Kafi der Heidi-Maria Glössner gegenüber, taten so, als würden wir Zeitung lesen, und lauschten diskret ihrem Monolog, von dem ich hier aber nichts verrate, ha!

Sonntag, 6. Juni 2010

U1

ToiToi - "das Original"

Wir tun jetzt mal so, als wäre noch nicht Sonntag und es würde Sinn ergeben, jetzt noch etwas über das Muse-Konzert zu schreiben. (Ich kam einfach noch nicht dazu).

Alors. Am Mittwoch hatte ja die Stunde der Klugscheisser geschlagen, für die man mal einen treffenden Namen erfinden sollte: Jene Leute, die immer jede Band schon vor zehn Jahren gesehen haben. Ich gehöre da ja auch gern dazu. Diesmal hab ich die Band erst vor neun Jahren* gesehen, zunächst am ominösen Festival SoundArena in Wohlen AG (Beweisfoto unten), dann im Fri-Son, damals noch mit JJ72 (und nicht als Vorband von Bush). So, und damit hätte ich mich wohl als Berichterstatterin erstmal qualifiziert (das ist doch der Zweck solcher Aussagen? Oder welcher sonst? Ich weiss nicht. Aber ich muss die einfach machen.)

Jedenfalls war ich schon ein bisserl skeptisch, als ich im Zug von Luzern nach Bern (andere, auch nette Geschichte) den Eindruck erhielt, es müsste wohl BEA sein oder so. Weil lauter Leute einstiegen, die voll wetterflexibel angezogen waren, sehr gern auch mit Umhängetaschen, so wie BEA-Besucher eben. Aber nö, das BEA-Publikum wollte ans Muse-Konzert. Viele Berner sollen ja auch hingegangen sein, weil: "wenn in Bern endlich mal was los ist". Was laut meinem Gspänli so ziemlich die schlimmste Begründung ist, um ein Konzert zu besuchen. Ich weiss nicht so recht. Irgendwie ist das ja schön, wenn die Masse okaye Musik hört. Aber vielleicht ist es auch ein Alarmsignal.

Wir nahmen dann mal ein Bier im Postfinance-Zelt vor dem Stadion (Ich sage Stade de Suisse!), und es war schon ein bisschen wie Festival. Nur dass der DJ Gölä-Lieder spielte. Und mir das irgendwie nicht so wirklich mit dem neuen Postfinance-Slogan zusammenpassen wollte ("Wir machen alle zu Musik-Experten.") Schon wieder: Alarmglöckchen.

Die Editors waren dann hübsch, aber Vorband zählt irgendwie nicht. Und als dann die drei schmächtigen Briten die Bühne betraten, war es viel zu hell. Meinem Gspänli zufolge müssen Veranstaltungen im Stade de Suisse um 22.30 fertig sein, und das ist ja jetzt wieder mal ein, Pardon, ganz beschissener Auswuchs des Kooperatismus. Dann sollen die Leute halt nicht in der Stadt wohnen, wenn sie nicht gern Lärm haben. Das ist meine sehr krude Meinung. Aber egal, auf jeden Fall kamen da so Fans auf die Bühne, die Demonstranten spielten, und mich nervte das ganz fürchterlich, weil Muse nun mal eine ganz und gar unpolitische Band ist, und dann mit so was zu kokettieren, wie mein schlaues Gspänli bemerkte, ist wirklich sehr opportunistisch.

Dann eben Konzert, schramm schramm, schön, wie die Musik klingt wie ab CD, Hut ab vor dem Mischer; das Bühnenbild auch sehr imposant, als wäre der Gurten-Rock-the-Block im Stade de Suisse gelandet; die Mannen reden nicht viel, auch okay, und auf den Bildschirmen gibts so "Wetten, dass...?"-mässige Überblender. Bisschen wie Schlager, das alles. Passend dazu verkaufen Frauen mit Bauchläden Prosecco-Cüpli. Und dann wirds dunkel, und ich: wohl im Zirkus gelandet. Erst diese warenlift-mässige Hebebühne mit SUVA-konformenen Geländern, am Schluss dann noch dieses UFO, aus dem eine Frau am Trapez rausfiel. Das Eventpublikum natürlich: WWWwwooooowwwwWWW!, ich eher: Ist irgendwie alles eine Spur zu gross für diese Band. Als wollte Muse U2 spielen. Und jetzt mein Lieblingssatz:

Im Fri-Son wäre das super gewesen.

Ja, der hatte damals noch rote Haare, und ich noch eine analog-Kamera, machte noch Fotos von den Bands und klebte die dann tatsächlich noch in ein Album ein. Jööh.


* Stimmt gar nicht, sagt mir Chouchoux, die Person mit dem besten Gedächtnis der Welt. Wir sahen die doch schon vor 10 Jahren, und zwar am Paléo Festival auf einer Mini-Bühne.

Dienstag, 1. Juni 2010

Street Art