Samstag, 27. September 2008

Jöööh, die Kleinen!

Wir nennen sie liebevoll-despektierlich «die Kleinen». Die Studenten, die gerade frisch an der Uni sind, sind total herzig. Sie haben ein Etui, wie man es in der Sek hatte, wo mit Tipp-Ex «SCB olé olé» drauf geschrieben steht. Schon zehn Minuten vor Beginn der Vorlesung sitzen sie brav im Saal, die Leuchtstifte farblich assortiert vor sich auf dem Pult, manche schreiben mit Füllfederhalter, doch, das gibt es noch, vor allem bei Jugendlichen mit ländlichem Migrationshintergrund.

Daneben gibt es aber auch jene Erstsemestrigen, die gerne etwas bourgeois wirken, sie tragen Hüte und betont nachlässige Kleider und kaufen alle überteuerten Bücher, die der Prof empfiehlt, weil die im Büchergestell so schlau aussehen. Diese Bohemiens studieren Philosophie oder Soziologie und wohnen in einer voll autonomen WG im Breitsch, wo man mit Holz selber heizt. So herzig.

Ja, so machten wir uns die vergangenen beiden Wochen über die Kleinen lustig. Bis ich damit aufhören musste, weil mir die Herablassung im Halse stecken blieb. Das war, als mich eine der Debütantinnen fragte: «Entschuldigung, können Sie mir sagen,…»

Mehr hörte ich nicht. Das «SIE» übertönte alles. Es schrie: «SIE sind allmählich zu lang an der Uni.»

Freitag, 12. September 2008

Die wahre Prüfung

Jeder, der ohne fremde Hilfe den Weg zum Universitätsgebäude findet, würde auch ein Studium bestehen. So dachten mein Unigspänli und ich lange Zeit. Schliesslich schrieben wir in jenen Fächern die besten Noten, in welchen wir keine einzige Vorlesung besucht und kaum eine Zeile gelesen hatten.

Wir haben uns getäuscht.

Die wahre Herausforderung für Studenten liegt nämlich nicht im Schulweg. Sondern darin, in der universitären Bürokratie den Überblick zu bewahren. Jedes Institut hat seine eigenen Regeln, Berechnungssysteme, Abläufe und Kopierkarten. Wie viele akademische Karrieren sind wohl schon am ECTS-System, an einem komplizierten Studienplan oder gar an den Öffnungszeiten des Sekretariats gescheitert! Wie manches angehende Genie wurde schon angesichts zweier fehlender Credits vor dem Abschluss in die Psychiatrie eingeliefert!

Auch ich wäre kürzlich fast verzweifelt. Eine Dekanatsvorsteherin wollte mir weismachen, ich hätte eine Prüfung umsonst geschrieben, die hart erarbeiteten Punkte würden mir nicht angerechnet.

Alles vergebens!, heulte ich. Zunächst war ich traurig. Dann wütend. Dann machte ich mich schlau. Und konnte der Bürokratin mit triumphalem Grinsen das Gegenteil beweisen.

Ich bin nun nicht nur um ein paar Punkte reicher. Sondern auch um den Stempel «uni-tauglich». Denn eine gute Studentin schreibt nicht unbedingt gute Noten. Eine gute Studentin trotzt der Uni-Bürokratie.