Freitag, 23. Mai 2008

Prinzessin Playmobil

Kinder im Zug sind für gewöhnlich ein nie versiegender Quell des Ärgers. Die beiden Mädchen aber, die neulich im Abteil neben mir sassen, waren lustig. Sie spielten hochdeutsch. «Kumm, wir gehen noch chley go forschen!», schlug das eine vor. Ich fühlte mich zunächst an den Mister Schweiz erinnert (der geht dann «go studieren»), anschliessend fragte ich mich hoch erfreut: Warum spielen kleine Mädchen so gerne auf Hochdeutsch?

Wir taten das auch schon. «Kommst du überen?», fragte die eine Barbie die andere, wenn sie in Highheels und Ballrobe zum Nachmittagskaffee einlud.

Meine Schwestern, meine Freundinnen und ich waren keine Lego-, sondern Barbie- und Playmobil-Kinder. Wir spielten am liebsten: Kleines Mädchen Superstar. Das ging etwa so: In der Playmobil-Welt gibt es ein ganz wildes, aber supertolles Pferd. Nur ein einziges Mädchen kann es reiten. Es ist der Superstar der Playmobil-Welt und hat alles toll im Griff. Olé.

Warum spielen kleine Mädchen so gerne Prinzessinnen-Zeug?

Ja, das wären mal Forschungsfragen! Würde ich Psychologie studieren, könnte ich mich diesen wirklich wichtigen Dingen widmen. So aber befasse ich mich mit Politikevaluation, Policy Cycles, Parlamentsrecht und Blablabla.

Hach, warum musste ich auch Politikwissenschaft go studieren.

Freitag, 9. Mai 2008

Ganz speziell herzig



Worte können manchmal ins Mark treffen.

«Das sieht sehr doof aus» als Reaktion auf ein neues Kleid ist fies.

«Deine WG ist aber ärmlich eingerichtet» klingt herablassend.

Und mit «Ihre Idee für diese Seminararbeit ist totaler Blödsinn» zerstört der Dozent mein restliches studentisches Selbstvertrauen.

Dabei muss das nicht sein!

Man kann Dinge nämlich ganz anders sagen, als sie eigentlich gemeint sind, ohne dafür lügen zu müssen. Und alle werden damit glücklich. Die drei Klassiker für heikle Situationen: «speziell», «herzig» und «interessant» respektive «spannend».

«Sieht speziell aus, das Kleid.» Juhui.

«Herzig, eure Wohnung.» Wie nett!

«Interessant (bzw.: spannend), das Thema Ihrer Proseminararbeit.» Olé olé.

Manchmal bettelt man doch unförmlich darum, angelogen zu werden. Wer will schon immer die Wahrheit hören? Und wer kann es sich leisten, stets die Wahrheit zu sagen?

Deshalb an dieser Stelle: ein Halleluja auf Ausweichwörter und Zwischentöne. «Mein Studium ist sehr spannend, meine Kommilitonen sind total speziell, und mein Kontostand ist so herzig», klingt doch deutlich besser als…