Samstag, 11. Juli 2009

Haken im Zahnfleisch, Rache im Herzen

Von Zeit zu Zeit denke ich: Ich hätte Anästhesiefrollein werden sollen. Das wäre ein guter Beruf, und sehr nützlich sowieso. Zum Beispiel könnte man dann Leuten, die man nicht so mag, bei einer schweren Operation etwas zu wenig Betäubungsdings in die Spritze mixen, und zack! hätte man eine ganz tolle Rache.

Gedanken wie diese zogen durch mein Hirn, als ich kürzlich bei der Dentalhygienikerin lag. Zu diesen Beruf werden glaubs nur Frauen zugelassen, ich hab emel noch nie von einem Dentalhygieniker gehört. Wenn jemand die fragt: Und was machst du so beruflich? Dann können sie antworten: Ich kratz den Menschen das Maul blutig. Das tat die nämlich grad. Zuvor hatte sie mir mit säuselnder Stimme angeboten, "und wenns zu fest weh tut, sagen Sies einfach." Logo. Einfach sagen? Mit aufgesperrtem Kiefer? - Klar, Bitch. Wenn ich mich dann schmerzverzehrt im Stuhl wand, sagte sie ganz freundlich: "Das händ Sie jetzt chly gspürt, gälled Sie?"

Meine Hände verkrampften sich, auch wenn ich es nicht wollte, und ich werde Siemens zeitlebens negativ konotieren, weil das Logo auf der Zahnarztlampe prangt. Sehr schlechtes Marketing. Hinzu zu Blut und Schmerz und dem doofen Staubsauger im Mund, der den Sabber ableiten soll, sich aber immer wieder in der Backe oder an der Zunge festsaugt, kommt diese Angst, plötzlich den Mund nicht mehr zu zu kriegen, weil er zu lange auf war, Kiefersperre, fertig. Dazu rumpelts und polterts neben meinem Ohr, das kommt vom Bauch der Zahntante, die hat wohl Darmprobleme. Oder Hunger. Wie kann man nur an Essen denken, wenn man mit verschiedensten Haken im Mund eines Menschen rumwerkt und dabei ab und zu, hups!, im Zahnfleisch entert?

Irgendwann ists dann überstanden, Mund geht sogar wieder zu. Ich tröste mich ein wenig mit dem positiven Effekt, der wieder für einige Wochen anhalten wird (jeden Tag zahnseidelen), aber das geht nach einer Weile auch vorbei. Ein wenig wie Mütter offenbar den Geburtsschmerz vergessen und dann doch wieder schwanger werden, wirds mich wieder anscheissen, Zahnseide zu verwenden.

Dafür, und das vergesse ich nicht, werde ich mich irgendwann zur Anästhesieschwester umschulen. Wenn sich die Zahnfee dann einer Darmoperation unterziehen muss, weil ihr Bauch immer viel zu laut rumpelte, werd ich sie ein wenig wach bleiben lassen. Und wenn sie sich dann windet, werd ich nur ganz freundlich sagen: "Das händ Sie jetzt grad chly gspürt, gälled Sie?"

2 Kommentare:

  1. Hard Facts und eine feine Rache. Teilen Sie mit wenn dann die Ausbildung durch ist, dann diagnosziziere ich meiner Zahntante auch mal Bauchkrämpfe.

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  2. Olé Caramel, Du schreibst mir von der Seele!

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