Dienstag, 12. Mai 2009

No-Gos und Must-Haves sind würgikofski

Neulich war ich an einer Lesung, der Autor war sehr lustig und die Zeit verging zack-zack, was ja bei solchen Veranstaltungen ebenso wie im Theater und im Kino das ultimative Qualitätsmerkmal ist. Wobei ultimativ ja ebenso wie massiv ein totales Scheisswort ist. Jedenfalls gefiels mir derart, dass mich mein Mit-Publikum fast gar nie nervte, wenn es an der falschen Stelle lachte oder im Voraus, um anzuzeigen, dass es im Fall diese Geschichte natürlich schon vor Jahren! gelesen hatte.

Es war also sehr nett. Bis auf diese gewissen Geschichten. Die handelten von der Familie des Mannes, insbesondere von dessen Kind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Sophie hiess oder Max. Nun: Wenn der Autor Passagen von Max oder Sophie las, verstellte er immer so doof die Stimme. Er quäkte. Ich: Augen verdrehen. Denn eigentlich tat das Kind nur Zeug, das Kinder halt so machen; z.B. doofe Fragen stellen. Nur halt quäkend. Es war nicht lustig.

Aber da kann der Autor nix für, das ist diese Elternkrankheit, die macht ein Bisschen blind für anderer Leute Interessen und Mimik, und sie finden: Es kann doch nichts Lustigeres geben als dass der kleine Max mich heute morgen gefragt hat Bla. Doch, liebe Eltern: Es gibt viel Lustigeres, im Fall.

Kindergeschichten funktionieren dann, wenn man das Kind kennt. Z.B. finde ich es wahnsinnig amüsant, dass meine 2-jährige Nichte in der Kindertagesstätte verkündete, sie könne heute nicht mitsingen, sie habe Rückenschmerzen vom Arbeiten. Oder dass sie neulich befand, mein Nikodemus Kuhflügel sei ihr Nikodemus Kuhflügel, und als ich ihr sehr widersprach, fragte sie, ob wir teilen wollen. Zudem behauptet sie stets, ihr Like-a-bike (so ein Holzvelo für Kinder ohne Pedale. Ein absolutes Must-Have unter Kleinkindern. Denn ja, auch unter Kleinkindern gibt es No-Gos und Must-Haves! Das wär doch mal ein Thema fürs "Friday"!) - ähm, Faden verloren. Also die Nichte behauptet von ihrem Like-a-bike beharrlich, es sei ein Töff.

Aber eben. Kindererlebnisse nacherzählt kriegen ist einfach nicht lustig, wenn man das Kind nicht kennt, und manchmal muss man sowas eben schmerzlich selbst erfahren, um draus zu lernen. Nun habt ihr das auch mal erlebt. Und ich hoffe, es hat ein bisschen weh getan und ihr wisst jetzt: Fremder Leute Kindergeschichten sind ein "absolutes No-Go" (kleiner Scherz. Würgikofski).

Schlaflose Grüsse,
Eure Lehrerin, die Miss Anthropie 2009


PS: Herr Orp, Sie sind sehr freundlich! Messi!

2 Kommentare:

  1. ...so ein Holzvelo für Kinder ohne Pedale - das Kind möcht' ich sehen!

    mlg

    Rolf Nai

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