Mittwoch, 7. April 2010

Adieu, Baccara

Vielleicht warst du in Zürich einfach nicht glücklich. Ich meine, der Wechsel von der Klein- in die Grossstadt hat schon manchen aus der Bahn geworfen. Dabei hattest du einen starken Charakter. Beim schnell Schalten hast du gern mal die Kette rausgeworfen, weil: so nicht mit dir! Bei dir, liebes Baccara, hatte man mit Gefühl zu schalten. Manchmal war ich dann zu bequem, die Kette selbst wieder einzurenken, und marschierte extra mit dir zum Mech, weil ich keine schwarzen Finger mag. Manchmal sogar dann, wenn etwas zu wenig Luft in den Pneus war, weil für etwas gibts ja den Mech. Seit du weg bist, bin ich viel seltener dort.

Ja, jetzt bist du weg, nach nur 10 Tagen am Bahnhof Züri und drei Ausfahrten in der grossen Stadt. Womöglich hast du auch mein Neues nicht verkraftet, Dakota, wer möchte es dir verdenken! So einfach für ein jüngeres, gesünderes, leichteres eingetauscht, eines des gleichen Typs dann noch, schwarz wie du, bloss mit Licht und glänzender und hübscher, man muss es sagen.

Und dann die Abschiebung nach Zürich! Einfach so, eines Freitagabends, wurdest du entwurzelt, ich brauchte dich hier nicht mehr, dafür dort, und das auch nur noch zweimal die Woche.

Ein bisschen wehmütig bin ich trotz Dakota, weil noch letztes Jahr hast du mich treu überallhin und in die Badi geleitet, in deinem Körbli fand alles Platz, Bikini, Bier, Badetüchli, Basilikum-Pflänzli, nichts war dir zu viel.

Nun, in der Nacht von Montag auf Dienstag, bist du von mir gegangen, einfach so, dabei hatte ich dich noch abgeschlossen, mit einiger Liebe, wie man sie wohl für das etwas hässlichere, blödere, frechere, aber schlauere von zwei Kindern haben mag. Vielleicht hat dich jemand grad samt M-Budget-Schloss in einen Lieferwagen geladen, vielleicht auch einfach schnipp-schnapp das Schloss durchgeschnitten. Ich weiss es nicht, aber ich hoffe, dass man dich gut behandelt.

Liebes Baccara, es war schön mit dir, so ein Velo wie dich gibts kein zweites Mal. Man kann es nicht anders sagen als: Mit deinem Diebstahl geht eine Ära zu Ende. Adieu!

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PS: Mit diesem Text wandle ich auch ein wenig auf den Spuren des Meisters: Peter Badrutt.

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