Montag, 23. November 2009

Absolut bewegungslos

Ist jetzt schon bisserl von gestern, aber trotzdem, diese Studentenunruhen, ha ha, kleiner Scherz, diese Studenten-in-der-Aula-rumsitz-sowas-ähnliches-wie-Protest-Aktion erinnert mich daran, dass ich unglaublich froh bin, nicht mehr an der Uni zu sein. Also eigentlich denke ich das ohnehin einmal pro Tag, seitdem ich Miss Bachelorette bin ("nur Bachelor?", denkt Melanie aus Münsingen herablassend). Aber Vorkommnisse wie diese "Proteste" (I love Anführungszeichen) lassen mich noch mehr Dankgebete 'gen Himmel schicken, dafür, dass ich diese lebensferne, elitäre Brutstätte von Nervensägen hinter mir lassen durfte.

Also so ganz schlimm wars ja nicht. Das Leben als Student ist ein nettes, weil man so viel Selbstverantwortung übernehmen darf, z.B.: Soll ich jetzt aufstehen oder lieber im Bett bleiben? Und es ist auch hübsch, Uni-Gspänli zu haben. Und was Neues zu lernen natürlich, klar, logo, Neues lernen, Eins A.

Aber diese latente Arroganz mancher Studenten, die sich was drauf einbilden, zu studieren, obwohl das ja fängs jeder kann. Die nervt. Und dann eben: diese Proteste. Immerzu lassen die mich an dieses gute Lied von Tocotronic denken, mit der schönen Zeile: Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein.

Wir haben keine Jugendbewegung, keinen Krieg, keine üblen Probleme, wir sind sexuell und gendertechnisch befreit und können und dürfen alles, was wir wollen, uns sogar extra-hässlich anziehen. Wir haben nichts, wofür oder wogegen es sich zu kämpfen lohnte. Wir werden als die uninteressanteste Generation ever in die Geschichte eingehen. Wir werden tumb und stumpf und Alkoholiker und haben kein richtiges Problem. Das ist unser Problem.

Dann ein bisschen so Anti-Bologna demonstrieren, Jahre nach der Einführung, in einem Land mit 650 Franken Studiengebühren oder so?

Damit gehen wir auch nicht in die Geschichtsbücher ein. Suchen wir uns doch lieber ein richtiges Problem. Ein ganz kleines auch, egal. Und lösen das. Ich wüsste z.B. eins: Wir könnten rausfinden, wer immerzu diese Robidog-Säckchen überall auf den Trottoirs meines Quartiers rumliegen lässt, und ihm einen Streich spielen (ich habe ja einen winzigkleinen Verdacht). Jaja, oder Klimaerwärmung. Oder Armut in Afrika. Oder Malaria, so wie DRS3.

Weil soll sich ja ganz gut machen im CV, so Engagement und so.

7 Kommentare:

  1. so ein schwachsinn. ich hasse dieses "ach so engagierte studentenpack" auch wie sonstwas, aber mal davon abgesehen ist der bologna-prozess einfach mal scheiße gelaufen, das sehen nicht nur ein paar "lass uns teil einer jugendbewegung sein"-mäßige idioten so. und proteste gibts schon seit einiger zeit, nicht erst seit gestern (ich red jetzt mal aus der dt. perspektive). klar, is nicht alles scheiße und in besetzten hörsälen rumlungern hilft m.e. auch nicht arg viel, aber wenn du als "bachelorette" nicht selber ein bissken einsiehst, dass da einiges schief gelaufen ist (stichwort verschulung, verkürzung usw), dann weiß ich auch nicht. es ist so offensichtlich, dass nicht alles gold ist, was sich bologna-zukunftsweisend schimpft.

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  2. Brächten die Studierenden dermassen viel Eigeninitiative mit in den "Unterricht" wie sie zur Zeit für die Rumwäffelei aufwenden, dann aber hobblaschorschdu. Dann ginge es aber ab in den akademischen Dampfkochtöpfen der Schweiz!

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  3. Ja Madame "Bachelorette"...bitte doch etwas Einsicht, oder eher Nachsicht...vielleicht einfach auch nur: Arschgesicht! Wau, ein subi Reim..ist aber nicht von TicTacToe. P.S. In Toulouse gibts sonst auch noch Studentenunruhen, nicht nur in der Aula, auch auf der Strasse und so...also so richtig zum Anfassen!

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  4. Ich find Bologna auch Scheisse, wie TicTacToe das einst so treffend spuckten. Aber ich bin nun mal eher ein Freund der effektiven, leisen Arbeit denn der lauten, aber leicht verpuffenden Töne. Zudem munkelte man, in der Berner Aula seien viele Erstsemestrige sowie sogar das übliche, nicht studierende Berner Demo-Personal zu Gange. Und das stützt meinen Eindruck eines Protests, um der popigen Wirkung willen.

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  5. Liebe Frau Landsturm, unsere akademische Schweizer Elite ist leider mental dermassen auf Sicherheit fokussiert, dass kaum unternehmerische Träume bestehen. Somit wird auch zukünftig die ganze Intelligenzia in überbezahlten Staatsjobs landen. Bologna hin oder her! Das Problem liegt ganz woanders. Lassen wir sie also demonstrieren, so bleiben die Jungs und Mädels immerhin aktiv und verfallen in keine Deppression.

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  6. Ein hochkorrektes klitzekleines P, deppert und poplig, wandert vom letzten Wort im letzten Beitrag zum drittletzten Wort im zweitletzten Beitrag.

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