Samstag, 10. Oktober 2009

Böse, aber in gut

Heute wollen wir mal über Männer reden. Und zwar über die Frage: Wann hat ein Mann Stil? Ja wann?

Weil ihr explodiert, wenn ihr die Antwort nicht sofort erfahrt, will ich es euch sagen: Wenn er gut aussieht, gut angezogen ist, ohne sich Mühe gegeben zu haben. Oder wenn man es ihm zumindest nicht ansieht, dass er sich Mühe gegeben hat. Superstylisches T-Shirt? Trendy Tattoo? Aufwändige Frisur? Modische Schuhe? Brusthaar und Co. rasiert? Es braucht nur eines davon zuzutreffen - und "you can smell the effort from a mile", wie ich mal irgendwo las. Das ist es. Also bitte kein Effort. Dafür durchaus eine okaye Portion Coolness. Und Coolness bedeutet (wie die berühmte, von mir geprägte Definition besagt): "böse, aber in gut".

So. Solche Gedanken mache ich mir, während ein lustiger DJ auf der Bühne steht und mal hübsche, mal weniger hübsche Musik durch meine Poren jagt. Und ich denke mir auch: Die Schere zwischen "Style" und "Scheisse" spreizt sich immer weiter. Da sind auf der einen Seite die Hipster, die interessanterweise einen riesigen Effort leisten, um wie Nerds auszusehen. Bärte. Fjällräven-Rucksäcke. Mom-Pants. Riesenbürtsi auf dem Kopf. Hornbrillen. Eine Hipstress sah aus, als hätte sie sich als Künstlerin verkleidet, alles an ihr schrie: "Ich will auch Fashionfotografin in New York* werden!"; eine andere sah 1:1 aus wie Jennifer Grey in Dirty Dancing. Ich befürchte sogar, die Dauerwelle feiert bald ein Comeback.
Warum ist es momentan so in, möglichst hässlich auszusehen?

Auf der anderen Seite sind die Abercrombie-and-Fitch-Träger, die mit dem Pulli umgebunden, die mediokren Frauen mit den grossen, teuren, aber extracheap aussehenden Handtaschen an der Schulter beim Tanzen. Sie geben sich alle wirklich, wirklich grosse Mühe, gut auszusehen. Irgendwie hats im "Bonsoir" davon viele, mehr noch als Hipster, ist euch das auch schon aufgefallen? Man sagt, daran sei die Lage schuld, weil so zentral, da kommen dann halt auch die Spacken. Ich glaube eher, es ist ein "Blick-am-Abend"-Effekt.

Eigentlich spielt es auch keine Rolle. Das Ding ist nur, dass ich keine Extreme mag in dieser Hinsicht. Mich nerven die ganz Coolen fast ebenso wie die ganz Uncoolen. Ich hätte in dieser Beziehung ausnahmsweise lieber mehr Mittelmass.
Mehr Stil. Und weniger Style.

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PS1: Wenn wir schon bei Äusserlichkeiten sind: Hat jemand gestern "Arena" geguckt? Weshalb sieht Empörungsspezialist Kurt Imhof immer aus wie ein Schulhausabwart?

PS2: Ein schöner Spruch, den ich schon lange mal brauchen wollte (ev. könnte ich den mal bei einem Hipster mit Hipster-Brille anwenden): "Du hast einfach ein Linsengesicht."

PS3: Ich möchte Max Küng knuddeln für Sätze wie: "(DJ Antoine) soll schon 22 goldene Schallplatten als Auszeichnung für Quantitäten erhalten haben, scheints, was einerseits für seine Verkaufserfolge spricht, andererseits vor allem aber auch dafür, wie schlimm es um die Welt steht."


*Im letzten "Magazin" hats ein Porträt von "Mister Gay International". Er sagt darin: "Im Moment mache ich noch ein Praktikum als Cutter und wohne in Domat/Ems, gleich anschliessend will ich aber Fashion-Fotograf in New York werden." Was ich mich nun frage: Darf man den Mann jetzt für diese Aussage doof finden? Oder darf man das nicht, weil er gehörlos ist und schwul, und man sonst als diskriminierend gilt? Oder ist es nicht vielmehr positive Diskriminierung, wenn man jemanden nicht mehr für seine Aussagen kritisiert, bloss weil er eine Behinderung hat und homosexuell ist?

9 Kommentare:

  1. Also ich find eventuell sollte man einfach nicht mehr ins Bonsoir gehen... ich sag nur wenn Inneneinrichtungen Hornbrillen tragen könnten!

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  2. Warum nur müssen alle Städter irgendwelchen Trends und Szenen nachrennen? Warum ist Mode überhaupt ein Thema? Haben eigentlich alle Städter einen chronischen Zuneigungsmangel? Egal. War schön vorhin im nicht trendigen Löwen in Bangerten.... Mit Freund Tinu, Vater John, der Wirtefamilie Pfäffli und wichtigen Themen! Liebe Grüsse aus dem praktischen Weissenbühl.

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  3. Das ist hier nicht die Sternstunde Philosophie, sondern die Sternstunde Alltag. Caramel könnte auch über Klimaerwärmung oder Obamas Nobelpreis schreiben. Aber würde das jemand lesen wollen? Hätte sie die Kompetenz, darüber zu schreiben? - Nö. Deshalb seziert sie ihren eigenen Mikrokosmos. Auf "Caramels kleiner Farm" sind Mode und Szene sehr wohl wichtige Themen. Und auf Planet Caramel wird gässe, was ufe Tisch chunnt! - Also Tschesé

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  4. Ich mag die caramellsche Hacienda! Auch wenn der Pöstler es nicht schafft "börning Lesematerial" nach Übersee zu schippern *Zaunpfahlwink*

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  5. Ich habs dir ja gesagt! Das muss Carmen Hediger gewesen sein! http://www.schweizer-illustrierte.ch/ablage/bildergalerien/leute/miss-schweiz/2009/neues-finale/05_00025610.jpg
    Aber de abgschnitte!

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  6. haha...die dauerwelle kommt bestimmt!!

    die buben haben den vokuhila ja auch schon widr herfürengrgrüblet....also freuet euch mädels...

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  7. Ich mag deinen Blog. War am Freitag mal wieder im Bonsoir. Da ich vorgängig Häberli verabschiedet und YB zum fast Sieg getrunken habe, war mein Zustand nicht über alle Zweifel erhaben. Da ich Mehdis Musik mag und spontan ein paar gute Leute getroffen habe, bin ich irgendwie im öffentlichen, komisch dekorierten Luftschutzkeller der Stadt gelandet. Weiss nicht obs am Suff, der mir wahrlich auf den Kopf fallenden Decke oder aber an den von dir köstlich beschriebenen Klientel gelegen hat - nach 30 Minuten war ich wieder draussen und wollte nur noch weg. Auf dem nach Heimweg in der Reithalle noch ein Getränk genommen und eine wunderbare Lady getroffen - der Abend war ohne eine Minute Mehdi Sound ein Knaller;-)

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  8. die bluesbar und das rössli sind halt noch die wahren geheimtips für die uncoolen coolen, stylisch unstylischen. oooops verraten...zu spät.

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