Jeder, der ohne fremde Hilfe den Weg zum Universitätsgebäude findet, würde auch ein Studium bestehen. So dachten mein Unigspänli und ich lange Zeit. Schliesslich schrieben wir in jenen Fächern die besten Noten, in welchen wir keine einzige Vorlesung besucht und kaum eine Zeile gelesen hatten.
Wir haben uns getäuscht.
Die wahre Herausforderung für Studenten liegt nämlich nicht im Schulweg. Sondern darin, in der universitären Bürokratie den Überblick zu bewahren. Jedes Institut hat seine eigenen Regeln, Berechnungssysteme, Abläufe und Kopierkarten. Wie viele akademische Karrieren sind wohl schon am ECTS-System, an einem komplizierten Studienplan oder gar an den Öffnungszeiten des Sekretariats gescheitert! Wie manches angehende Genie wurde schon angesichts zweier fehlender Credits vor dem Abschluss in die Psychiatrie eingeliefert!
Auch ich wäre kürzlich fast verzweifelt. Eine Dekanatsvorsteherin wollte mir weismachen, ich hätte eine Prüfung umsonst geschrieben, die hart erarbeiteten Punkte würden mir nicht angerechnet.
Alles vergebens!, heulte ich. Zunächst war ich traurig. Dann wütend. Dann machte ich mich schlau. Und konnte der Bürokratin mit triumphalem Grinsen das Gegenteil beweisen.
Ich bin nun nicht nur um ein paar Punkte reicher. Sondern auch um den Stempel «uni-tauglich». Denn eine gute Studentin schreibt nicht unbedingt gute Noten. Eine gute Studentin trotzt der Uni-Bürokratie.
Freitag, 12. September 2008
Montag, 30. Juni 2008
Zahlen, bitte!
Schluss, aus, vorbei, das letzte Spiel gespielt. Es ist wie früher Weihnachten: Eine halbe Ewigkeit warten, und ruckzuck sind die Päckli ausgepackt und das Fest vorbei. Doch diese Fussball-Europameisterschaft könnte die Zivilisation einen wichtigen Schritt weiterbringen. Und dies dank dem Plattitüdenkässeli.
Erfunden von schlauen, hoch entwickelten Individuen, soll es uns davor bewahren, vor lauter verbaler Blödheiten Ohrenkrebs zu kriegen. Jeder, der bei einem Spiel eine Phrase drescht (etwa «Deutschland ist halt eine Turniermannschaft»), muss zahlen.
Wie gut wäre die Welt, wenn wir diese nützliche Erfindung auf weitere Lebensbereiche anwenden würden. «Sie lernen nicht für mich, sondern fürs Leben» – und der Prof muss blechen. «Er ist bestimmt verliebt, er kann es nur nicht zeigen» – klimper, klimper, liebe beste Freundin. «Die besten Wohnungen gehen unter der Hand weg» – ach was? Bitte zahlen.
Mit dem Geld könnten wir alle schön in die Ferien fahren («Ferien sind der Beziehungskiller Nummer 1!», ruft Stefanie aus Hinterkappelen alarmiert. Danke für deinen Beitrag Stefanie, und jetzt bitte einzahlen.) Und das Leben wäre ein schöneres.
Reden ist Schweigen, und Silber ist Gold.
Erfunden von schlauen, hoch entwickelten Individuen, soll es uns davor bewahren, vor lauter verbaler Blödheiten Ohrenkrebs zu kriegen. Jeder, der bei einem Spiel eine Phrase drescht (etwa «Deutschland ist halt eine Turniermannschaft»), muss zahlen.
Wie gut wäre die Welt, wenn wir diese nützliche Erfindung auf weitere Lebensbereiche anwenden würden. «Sie lernen nicht für mich, sondern fürs Leben» – und der Prof muss blechen. «Er ist bestimmt verliebt, er kann es nur nicht zeigen» – klimper, klimper, liebe beste Freundin. «Die besten Wohnungen gehen unter der Hand weg» – ach was? Bitte zahlen.
Mit dem Geld könnten wir alle schön in die Ferien fahren («Ferien sind der Beziehungskiller Nummer 1!», ruft Stefanie aus Hinterkappelen alarmiert. Danke für deinen Beitrag Stefanie, und jetzt bitte einzahlen.) Und das Leben wäre ein schöneres.
Reden ist Schweigen, und Silber ist Gold.
Montag, 16. Juni 2008
Komm her und küss uns
Sommer nervt. Klar ist es nett, wenn es schön heiss ist, aber muss denn gleich jede KV-Lehrtochter bauchfrei rumlaufen? Und es ist ja super, wenn die Temperaturen schon am Morgen über der Schweissgrenze liegen, aber brauchts denn auch diese dunklen Flecken unter den Armen? Warum glauben Studenten, sie seien gut für die Arbeit im Gastgewerbe geeignet? Warum sind immer alle hübschen Gartenbeizen überfüllt? Warum machen Clubs Sommerpause?
So, damit wären die schlechten Nachrichten durch. Die gute Nachricht lautet: Sommer in der Kleinstadt, wir lieben dich! Komm her und küss uns!
Denn wir wollen am Gurtenfestival drei Tage im Gras rumliegen und schon am Morgen Bier trinken, wir wollen grillieren bis zum Erstickungstod, wir wollen in die Aare abtauchen und die Arme ausbreiten und dieses goldene Geräusch hören, wir wollen vorlesungsfreie Zeit und jeden Tag auf dem Balkon brunchen, wir wollen am Grümpelturnier das Bein brechen, wir wollen im Gewitter pflotschnass werden, wir wollen im Marzilibähnli stehen und schwitzen und wünschen, dass es schneller fährt, wir wollen uns im Wasser an spitzen Steinen die Zehen blutig schlagen, wir wollen Fussball gucken und Solero essen und die Füsse verbrennen am heissen Asphalt.
Sommer, komm in unsre Arme und bleib ganz, ganz lang da.
So, damit wären die schlechten Nachrichten durch. Die gute Nachricht lautet: Sommer in der Kleinstadt, wir lieben dich! Komm her und küss uns!
Denn wir wollen am Gurtenfestival drei Tage im Gras rumliegen und schon am Morgen Bier trinken, wir wollen grillieren bis zum Erstickungstod, wir wollen in die Aare abtauchen und die Arme ausbreiten und dieses goldene Geräusch hören, wir wollen vorlesungsfreie Zeit und jeden Tag auf dem Balkon brunchen, wir wollen am Grümpelturnier das Bein brechen, wir wollen im Gewitter pflotschnass werden, wir wollen im Marzilibähnli stehen und schwitzen und wünschen, dass es schneller fährt, wir wollen uns im Wasser an spitzen Steinen die Zehen blutig schlagen, wir wollen Fussball gucken und Solero essen und die Füsse verbrennen am heissen Asphalt.
Sommer, komm in unsre Arme und bleib ganz, ganz lang da.
Freitag, 23. Mai 2008
Prinzessin Playmobil
Kinder im Zug sind für gewöhnlich ein nie versiegender Quell des Ärgers. Die beiden Mädchen aber, die neulich im Abteil neben mir sassen, waren lustig. Sie spielten hochdeutsch. «Kumm, wir gehen noch chley go forschen!», schlug das eine vor. Ich fühlte mich zunächst an den Mister Schweiz erinnert (der geht dann «go studieren»), anschliessend fragte ich mich hoch erfreut: Warum spielen kleine Mädchen so gerne auf Hochdeutsch?
Wir taten das auch schon. «Kommst du überen?», fragte die eine Barbie die andere, wenn sie in Highheels und Ballrobe zum Nachmittagskaffee einlud.
Meine Schwestern, meine Freundinnen und ich waren keine Lego-, sondern Barbie- und Playmobil-Kinder. Wir spielten am liebsten: Kleines Mädchen Superstar. Das ging etwa so: In der Playmobil-Welt gibt es ein ganz wildes, aber supertolles Pferd. Nur ein einziges Mädchen kann es reiten. Es ist der Superstar der Playmobil-Welt und hat alles toll im Griff. Olé.
Warum spielen kleine Mädchen so gerne Prinzessinnen-Zeug?
Ja, das wären mal Forschungsfragen! Würde ich Psychologie studieren, könnte ich mich diesen wirklich wichtigen Dingen widmen. So aber befasse ich mich mit Politikevaluation, Policy Cycles, Parlamentsrecht und Blablabla.
Hach, warum musste ich auch Politikwissenschaft go studieren.
Wir taten das auch schon. «Kommst du überen?», fragte die eine Barbie die andere, wenn sie in Highheels und Ballrobe zum Nachmittagskaffee einlud.
Meine Schwestern, meine Freundinnen und ich waren keine Lego-, sondern Barbie- und Playmobil-Kinder. Wir spielten am liebsten: Kleines Mädchen Superstar. Das ging etwa so: In der Playmobil-Welt gibt es ein ganz wildes, aber supertolles Pferd. Nur ein einziges Mädchen kann es reiten. Es ist der Superstar der Playmobil-Welt und hat alles toll im Griff. Olé.
Warum spielen kleine Mädchen so gerne Prinzessinnen-Zeug?
Ja, das wären mal Forschungsfragen! Würde ich Psychologie studieren, könnte ich mich diesen wirklich wichtigen Dingen widmen. So aber befasse ich mich mit Politikevaluation, Policy Cycles, Parlamentsrecht und Blablabla.
Hach, warum musste ich auch Politikwissenschaft go studieren.
Freitag, 9. Mai 2008
Ganz speziell herzig
Worte können manchmal ins Mark treffen.
«Das sieht sehr doof aus» als Reaktion auf ein neues Kleid ist fies.
«Deine WG ist aber ärmlich eingerichtet» klingt herablassend.
Und mit «Ihre Idee für diese Seminararbeit ist totaler Blödsinn» zerstört der Dozent mein restliches studentisches Selbstvertrauen.
Dabei muss das nicht sein!
Man kann Dinge nämlich ganz anders sagen, als sie eigentlich gemeint sind, ohne dafür lügen zu müssen. Und alle werden damit glücklich. Die drei Klassiker für heikle Situationen: «speziell», «herzig» und «interessant» respektive «spannend».
«Sieht speziell aus, das Kleid.» Juhui.
«Herzig, eure Wohnung.» Wie nett!
«Interessant (bzw.: spannend), das Thema Ihrer Proseminararbeit.» Olé olé.
Manchmal bettelt man doch unförmlich darum, angelogen zu werden. Wer will schon immer die Wahrheit hören? Und wer kann es sich leisten, stets die Wahrheit zu sagen?
Deshalb an dieser Stelle: ein Halleluja auf Ausweichwörter und Zwischentöne. «Mein Studium ist sehr spannend, meine Kommilitonen sind total speziell, und mein Kontostand ist so herzig», klingt doch deutlich besser als…
Freitag, 25. April 2008
Quizmaster statt Master
Geschafft. Wenn auch knapp. Gerade mit Ach und Krach zwei Arbeiten fertiggewurstelt und eingereicht. Eine fürs Hauptfach in Bern. Da habe ich mir Mühe gegeben. Die andere fürs Nebenfach in Freiburg. Um es so auszudrücken: Die Mühe hielt sich in Grenzen. Denn beim Studium der Medienwissenschaften sind die Anforderungen nicht ganz so hoch, scheint es mir, wenn ich an die Vorträge denke, die meine Mitstudierenden dort in der Regel so halten.
Da werden schon mal Wikipedia-Definitionen zitiert. Ein anderer wissenschaftlicher Vortrag stützte sich im Wesentlichen auf das Buch «Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken». Populärpsychologie, olé.
Dafür sehen die Medienwissenschaftsstudentinnen und -studenten viel besser aus als die angehenden Politologinnen und Politologen in Bern. Sie sind hübsch und modebewusst und stets perfekt gestylt. Und es hat darunter auch die eine oder andere Exmiss. Ob es wohl Zufall ist, dass die gerade in Freiburg studieren? Oder obs eher daran liegt, dass das in Freiburg nicht ganz so schwierig ist?
«Stopp!», ruft da die Unnötiger-Sarkasmus-Polizei. Recht hat sie. Ich nehme meine fiese Unterstellung zurück. Das war gemein. Neue Wetterfeen und Quizmoderatorinnen kann das Land ja schliesslich immer brauchen.
Da werden schon mal Wikipedia-Definitionen zitiert. Ein anderer wissenschaftlicher Vortrag stützte sich im Wesentlichen auf das Buch «Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken». Populärpsychologie, olé.
Dafür sehen die Medienwissenschaftsstudentinnen und -studenten viel besser aus als die angehenden Politologinnen und Politologen in Bern. Sie sind hübsch und modebewusst und stets perfekt gestylt. Und es hat darunter auch die eine oder andere Exmiss. Ob es wohl Zufall ist, dass die gerade in Freiburg studieren? Oder obs eher daran liegt, dass das in Freiburg nicht ganz so schwierig ist?
«Stopp!», ruft da die Unnötiger-Sarkasmus-Polizei. Recht hat sie. Ich nehme meine fiese Unterstellung zurück. Das war gemein. Neue Wetterfeen und Quizmoderatorinnen kann das Land ja schliesslich immer brauchen.
Freitag, 11. April 2008
TWGSDS: Das grosse WG-Casting
Wir starten unsere ganz eigene Castingshow. Traum-WG sucht den Supermitbewohner (TWGSDS). Das geht so: Anzeige ins Internet stellen. Warten und schauen, was für Mails eintreffen. Dann gnadenlos vorsortieren.
Unterstreicht jemand eine nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung mit einem Lachi (man sagt dem glaubs korrekt: Emoticon), ist er oder sie schon mal raus. Denn mit Lachis wird unser Humor beziehungsweise unser Ironieverständnis beleidigt.
Auch Namen sind ein wichtiges Ausschlusskriterium, weil: Nomen est omen. Und jemand, der Walter Imperatore heisst, kommt uns nicht ins Haus.
Mehr Chancen haben da unfreiwillig komische Zuschriften. Wie die jener Französin, die das Ding mit dem deutschen Doppel-s (ß) wohl nicht so ganz verstanden hat. Und hübsche Sätze schrieb wie «Mit grobem Interesse habe ich euer Inserat gelesen».
Manchmal täuscht aber auch die erste Zuschrift. Gaudenz etwa offenbarte sein wahres Gesicht erst im Recall. Er stellte sich uns mit «Gaudi» vor – und tat dies mit einer Begeisterung, als sei er gerade zum neuen Mister Schweiz gekürt geworden.
Gaudi flog auch raus. Im Finale von TWGSDS sind noch zwei Kandidaten. Die äusserst bestechliche Jury wird keine Gnade walten lassen. Nächste Folge: Welche Geschenke bringen die Finalisten zur WG-Party mit?
Unterstreicht jemand eine nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung mit einem Lachi (man sagt dem glaubs korrekt: Emoticon), ist er oder sie schon mal raus. Denn mit Lachis wird unser Humor beziehungsweise unser Ironieverständnis beleidigt.
Auch Namen sind ein wichtiges Ausschlusskriterium, weil: Nomen est omen. Und jemand, der Walter Imperatore heisst, kommt uns nicht ins Haus.
Mehr Chancen haben da unfreiwillig komische Zuschriften. Wie die jener Französin, die das Ding mit dem deutschen Doppel-s (ß) wohl nicht so ganz verstanden hat. Und hübsche Sätze schrieb wie «Mit grobem Interesse habe ich euer Inserat gelesen».
Manchmal täuscht aber auch die erste Zuschrift. Gaudenz etwa offenbarte sein wahres Gesicht erst im Recall. Er stellte sich uns mit «Gaudi» vor – und tat dies mit einer Begeisterung, als sei er gerade zum neuen Mister Schweiz gekürt geworden.
Gaudi flog auch raus. Im Finale von TWGSDS sind noch zwei Kandidaten. Die äusserst bestechliche Jury wird keine Gnade walten lassen. Nächste Folge: Welche Geschenke bringen die Finalisten zur WG-Party mit?
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