Samstag, 4. September 2010

What a messie!

Statt lustig gibts jetzt mal bisschen Seelenstriptease. Kürzlich, also schon gar nicht mehr kürzlich, eher länglich, eigentlich sehr länglich, lief am Radio eine Sendung über Messies. Ihr wisst schon, Leute, die die ganze Wohnung vollgestopft haben mit Kram. Ich war gerade schön zu Hause und irgendwas am machen, bisschen am nuusche wahrscheinlich. Weil ich dafür immer von Zimmer zu Zimmer ging, lief das Radio in der Küche, im Wohnzimmer und im Schlafzimmer.

Und da sagte der Messie-Experte plötzlich: "Bei vielen Messies läuft in mehreren Zimmern Radio oder Fernsehen. Sie haben Angst, etwas zu verpassen."
Ich so: Ups. (Kleine Randbemerkung: Die Einführung "Ich so" für "Ich sagte" ist das Deutsche Äquivalent für das im Englischen exzessiv benutzte "I was like".)

Und dann sagte die Moderatorin noch, dass es typisch sei, dass Messies Heftli und Zeitungsausschnitte aufbewahren, weil sie irgendwann noch was drin lesen wollen, was sie dann doch nie tun.
Ich so: Uuuppss.

Schliesslich sagte der Psychologe: "Es gibt Berufsgattungen, bei denen sieht der Schreibtisch eigentlich bei allen aus wie bei Messies. Journalisten zum Beispiel."
Ich so: Super uupppsss.

Also. Nach der Sendung kam ich zur Einsicht, dass ich bisschen Messie-Syndrom-gefährdet bin. Nicht, dass bei mir zu Hause ein Puff wäre, ich habe relativ schön Ordnung. Aber auch Mühe mit Zeug wegschmeissen. So Kinoeintritte und Konzerttickets und Ausstellungsprospekte z.B. Oder eben auch Spezialausgaben von Heftli. Oder Kleider: Auch wenn ich etwas wahrscheinlich nie mehr anziehen werde - es könnte ja sein, dass ich es plötzlich mal unbedingt brauche! Zudem hängen so viele Erinnerungen dran, weil das hab ich damals dort angehabt, und dort war es lustig! Zudem bin ich ja insgeheim bisschen wütend auf meine Mutter, weil sie all ihre geilen 70s-Kleider weggeschmissen hat, und sollte ich mal eine Tochter haben, würde sie meine Horterei bestimmt zu schätzen wissen. Und dann ein anderes doofes Problem: Schul- und Uni-Sachen. Was macht man damit? Ich weiss, dass ichs nie mehr brauchen werde, aber irgendwie ..?

Seit der Sendung hab ich viel weggeschmissen oder am Flohmarkt zu Schleuderpreisen verkauft. Nichts davon habe ich je vermisst. Aber ich hab immer noch viel Zeug. Natürlich sind Leute ultracool, deren ganzes Leben in zwei Bananenschachteln passt. Aber ich mag nun mal Dinge! Und gleichzeitig schreckt mich der Gedanke an einen allfälligen Umzug ab.

Der Trick ist jetzt glaubs, da ein wenig ein Gleichgewicht zu finden. Oder vielleicht muss ich einfach auch mal zum Therapeuten. Weil "Messies haben Hunger nach emotionaler Spiegelung. Deshalb versuchen sie, die innere Leere mit Gegenständen füllen."

Hui.

2 Kommentare:

  1. oh schreck! wenn von der radiosache absieht -aber wie sollte man das in einer 1-zimmerwohnung auch bitte umsetzen?-, trifft das alles doch schon auf mich zu. und meine motive sind die gleichen wie deine: "aber die schönen erinnerungen" und "wenn Eloise erst mal 16 ist wird sie es mir danken! hätte meine mutter mal ihre klamotten aufgehoben!".
    das macht mich jetzt schon nervös...

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  2. Ich bin da auch nicht besser. Jede Tischfläche ist in kürzester Zeit belegt. Da hilft nur, ab und zu einen Kehrichtsack bereitmachen und sagen: Der wird heute gefüllt. Die Zweifel sind gross, aber die Befreiung auch, wenn ich jeweils den Sack in den Container geworfen habe und mir freien Händen zurückkomme.

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