Wenn man Auto fährt, sollte man dorthin schauen, wo man hin will, auf die Strasse, und nicht auf die Mauer, weil sonst machts Rumsdibums, und man ist drin. Genauso sollte man sich am Positiven orientieren, wenn man ein guter Mensch werden möchte. Aber ab und zu schadet auch ein ausgesprochen abschreckendes Beispiel nicht. Und genau dafür hat Gott die Einkaufszentren erschaffen.
Sie sind für viele Menschen Höhepunkt der Zivilisation. Es gibt doch nichts Schöneres, als seine Freizeit im Westside zu verbringen, weisst du, so gäbig!, da kann man gleich mit dem Auto unten rein in die Garage fahren und dann alle Einkäufe auf einmal erledigen, in diesen tollen Läden, im Tschibo ein neues Kerzenset und ein abegsetztes Blusli im Esprit.
Und danach mit vollen Taschen in dieses stilvolle Migros-Restaurant, das ist total herzig dort und gemütlich, da kann man mit anderen Müttern rumsitzen, während die Kinder miteinander spielen, da hat man mal ein wenig Ruhe und kann darüber diskutieren, dass jetzt die Nachbarin schon wieder einen neuen Freund hat und nicht mehr zu den Geranien schaut. Und dass der Mann in der Bude ein Problem hat mit dem Chef, diesem Lackaffen. Gell, der Gerä hat ja jetzt Kurzarbeit. Ja, das ist verruckt, diese Krise!, und die in Bern machen ja auch nichts. Also ich bin ja nicht SVP, aber manchmal denke ich halt schon, wenn der Blocher noch Bundesrat wäre. Nichts gegen Ausländer!, aber weisst du, der Röfä, der Mann von der Susanne, ja die, die in Hawaii waren auf der Hochzeitsreise, (das ist ja auch gesponnen), der hat jetzt den Job verloren, scheints wegen einem Deutschen. Ah, ist wahr?
Jööh, dein Diddl-Schlüsselanhänger ist aber lustig.
Am Wochenende gehen Sändlä und Chrigu (das ist der mit dem Tribal-Aufkleber hinten auf dem Golf, den hat er behalten, auch als Leonie bzw. Noah bzw. Brian zur Welt gekommen ist) zusammen ein wenig lädele, die Mutter schaut zum Brian, gäu Brrräääiiien, gehst zum Grosi ins Stöckli hüt! Jaaa Brrräääiiien, bist ein Lieber gäu! Und das Grosi stopft den Goof mit Schokolade voll, am Abend ist er ganz aufgekratzt als Sändlä und Chrigu heimkommen, will nicht ins Bett, dabei möchte Chrigu noch Sportpanorama schauen (luege, was Langnau gemacht hat), und Sändlä hat noch Guggemusig-Probe, so einmal in der Woche, das mache ich ganz für mich!, da kann ich ich selber sein, und wenn mir die Hose halt langsam nicht mehr passt, kaufe ich im Westside eine neue.
Und plötzlich schreckt man dann auf, im letzten Moment, bevor das Auto in die Mauer knallt, und reisst das Steuer rum. Geht ganz lange lange nicht mehr ins Shoppy oder ins Westside. Aber von Zeit zu Zeit tut es eben trotzdem gut. Denn wenn man schon nicht weiss, was man will im Leben, dann weiss man danach wenigstens, was man nicht will.