Mittwoch, 24. März 2010

Die Putzfrauenproblematik

Ich bin ein Freund professionell erbrachter Dienstleistungen und ein Bewunderer des Könnens von allerlei Handwerkern. Deshalb bin ich auch ein heimlicher Gegner des Do-it-yourself-Trends, dessen Ende leider noch nicht in Sicht ist. Zu sehr kann ich mich freuen, wenn jemand etwas absolut super kann, weil er das jahrelang gelernt und Jahre länger geübt und praktiziert hat: Haare schneiden, elektrisches Zeug installieren, Fingernägel anmalen, Computer programmieren, Umzug organisieren.

Ich finde, jeder soll das machen, was er kann, und man soll solche Dienstleistungen gefälligst nutzen; Selbermachen kommt quasi einer Geringschätzung der Fähigkeiten ausgewiesener Berufsleute gleich. Deshalb bringe ich meine Jacke zu dem freundlichen Mann in dieser seltsamen Passage vis-à-vis vom Olmo, wenn ein Knopf abgesprungen ist. Deshalb bin ich gern in Spitälern, weil man dort von lauter Fachleuten umgeben ist, die geheimnisvolle, komplizierte Dinge wissen und können, von denen ich überhaupt keine Ahnung hab. Deshalb nutze ich wenn immer möglich das Fachwissen meines Velomechanikers, statt selber Schlauch zu wechseln. Oder Schlauch zu pumpen.

Wer das jetzt schon übertrieben und was für Reiche und blöd findet, der macht jetzt besser die Augen zu. Weil ich überlege mir nämlich sogar: 1. jemandem meinen Finanzkram zu übergeben, damit die entsprechend geschulte Person meine Steuererklärung ausfüllen möge, sowie 2. eine Putzfrau zu beschäftigen, die alle zwei Wochen das tut, was Putzfrauen halt so tun.

Das Problem ist, dass diese Pläne mein nahes Umfeld spalten. Ein Teil findet so was dekadent, zu teuer, unnötig, und/oder kann sich nicht vorstellen, eine Putzfrau zu beschäftigen, "weil ich nicht mag, wenn jemand Wildfremdes in meinen Sachen rumschnüffelt". Aber "dekadent" ist das meist gehörte Wort.

Hmmm.

Ich bin innerlich zerrissen.

Einerseits finde ich: Ich arbeite ja auch und fänds doof, wenn die Leute ihre Zeitung selber machen würden (obwohl: machen sie ja eigentlich schon). Zudem soll mein durchaus verdientes Geld ja auch für was gut sein. In meinen Augen: um das Leben hübscher zu gestalten. Es bietet die Möglichkeit, sich in gewisser Hinsicht Zeit zu kaufen - jene Zeit, die man eben nicht braucht, um halbbatzig eine Steuererklärung auszufüllen oder die Badewanne zu schrubben. Frei wird Quality Time, die mit Menschen zu verbringen sei, die man gern mag und die einem intellektuell und humoristisch stimulieren.

Aber dann ist mit so nem Wohnungsputz ja auch immer eine gewisse Befriedigung verbunden. Dass man sich überwunden hat und dass es jetzt so schön ist. Aber ich glaube, dass es genug andere Bereiche im Leben gibt, aus welchen man solche Befriedigung ziehen kann.

Und das ganze ist auch eine Geldfrage. Aber da benutze ich sehr gern das wohl einzige Wort, das mir von zwei Semestern BWL geblieben ist: Opportunitätskosten. In der Zeit, in der ich die Steuererklärung ausfülle, könnte ich etwas Produktives machen und damit Geld verdienen. Und wenns sehr gut geht, übersteigt dieser Betrag sogar die Kosten für den Steuerberater.

Naja. Und irgendwie klingts ja auch noch ganz cool: Meine Steuererklärung? Hach, die erledigt mein Steuerberater.

Hach. Ich.weiss.es.nicht.


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PS: Ich hab noch schnell das Tool namens Hunch gefragt, und das findet mit 92-prozentiger Sicherheit, dass ich eine cleaning person anstellen soll. Und empfielt mir zu 51 Prozent, dass ich meine taxes eher nicht selber machen soll.

1 Kommentar:

  1. ich schwanke auch schon laaaaaange. wobei mir das mit der privatsphäre am meisten im magen liegt. da ich aber alle zwei monate jede woche 3 stockwerke treppenhaus putze[n muß :(], habe ich bereits angedacht, erstmal dafür jemanden zu engagieren und zu gucken, wie wir uns so verstehen. danach könnte man ja über mehr nachdenken :). das entscheide ich aber im laufenden monat - treppenhaus ist erst wieder im mai dran.

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