Erst wenn das letzte Kleid voll Flusen
Das schönste Sieb verstopft
Das letzte Stück Kleberolle verbraucht ist
Werdet Ihr merken
Dass man Papiertaschentücher nicht waschen kann.
(Indianische Doofheit)
PS: Ach ja, und die Decken, auf welchen sonst immer die Katzen schlafen und ihr Katzenzeug machen, kann man im Fall auch nicht waschen, liebe Nachbarin, oder man sollte emel nicht, wenn anschliessend Frollein Caramel wäscht. Aber nevermind. Aus den Haaren spinne ich nun einen Faden und stricke dann daraus einen Pulli, und den schenke ich dann dem Piero Esteriore, zusammen mit den Socken, die ich schon aus Bauchnabelflusen gestrickt habe.
Ist mir scheiss egal, was Sie davon halten.
Samstag, 28. März 2009
Freitag, 27. März 2009
Donnerstag, 26. März 2009
Putzerfische
Gern wäre ich selber Chef. Irgendwann wird es soweit sein. Zuvor wollte ich mich fortbilden. Am Jungunternehmeranlass.
Ich war nicht die einzige. Der Raum war bumsvoll. Gefüllt mit 28-jährigen Jungfrauen mit akkuraten Kurzhaarfrisuren; die haben Schuppenschnee auf dem Wollpullover und Akne, an der sie gern ein wenig rumnesteln und dann die Hautdings essen. So wie diese Putzerfische.
Die Jungunternehmer tragen Brillen, die sie ständig mit dem Mittelfinger an die Nasenwurzel drücken, auch so ein Tick. Sie sagen Worte wie "innovativ" und "Marketing" und sind in der Biotechnologie tätig, denn das ist nach dem Internet die neue Superbranche.
Sie können super mit PowerPoint umgehen.
Dann geben Experten Auskunft und brauchen viele schiefe Metaphern, die mit Segeln und Meer zu tun haben.
In der Fragerunde fragen die Jungunternehmer Fragen, die nur sie interessieren. Er habe alles, eine innovative Idee im Bereich Schtrassenschuh, finde aber trotzdem keinen Inveschtor, sagt ein 40-jähriger Jungunternehmer.
Die Experten sagen: So lange die Idee gut ist, findet man auch Investoren. Wenn es einen Markt dafür gibt, gibt es auch Leute, die darin investieren wollen.
Aber er finde trotzdem keinen Inveschtor, sagt der Mann.
Ich denke/niemand sagt: Vielleicht ist ja die Idee einfach scheisse.
Am Apéro networke ich überhaupt nicht und trinke dafür viel billigen Weisswein. Dann gehe ich nachhause und denke: Vielleicht ist es doch nicht so sexy, wie ich mir das vorgestellt habe, das Leben als Jungunternehmer.
Ich war nicht die einzige. Der Raum war bumsvoll. Gefüllt mit 28-jährigen Jungfrauen mit akkuraten Kurzhaarfrisuren; die haben Schuppenschnee auf dem Wollpullover und Akne, an der sie gern ein wenig rumnesteln und dann die Hautdings essen. So wie diese Putzerfische.
Die Jungunternehmer tragen Brillen, die sie ständig mit dem Mittelfinger an die Nasenwurzel drücken, auch so ein Tick. Sie sagen Worte wie "innovativ" und "Marketing" und sind in der Biotechnologie tätig, denn das ist nach dem Internet die neue Superbranche.
Sie können super mit PowerPoint umgehen.
Dann geben Experten Auskunft und brauchen viele schiefe Metaphern, die mit Segeln und Meer zu tun haben.
In der Fragerunde fragen die Jungunternehmer Fragen, die nur sie interessieren. Er habe alles, eine innovative Idee im Bereich Schtrassenschuh, finde aber trotzdem keinen Inveschtor, sagt ein 40-jähriger Jungunternehmer.
Die Experten sagen: So lange die Idee gut ist, findet man auch Investoren. Wenn es einen Markt dafür gibt, gibt es auch Leute, die darin investieren wollen.
Aber er finde trotzdem keinen Inveschtor, sagt der Mann.
Ich denke/niemand sagt: Vielleicht ist ja die Idee einfach scheisse.
Am Apéro networke ich überhaupt nicht und trinke dafür viel billigen Weisswein. Dann gehe ich nachhause und denke: Vielleicht ist es doch nicht so sexy, wie ich mir das vorgestellt habe, das Leben als Jungunternehmer.
Dienstag, 24. März 2009
Caramel von ihrer Schokoladenseite, wirklich sehr hübsche Fotos
Das kommt also dabei raus, wenn man bei Google eine Bildsuche nach Caramel Landsturm unternimmt. Wieher.
Montag, 23. März 2009
Efff Tsseee Tsüüürii Olé
Neulich war ich am YB-Match, und jetzt nervt es mich grad sehr, dass inzwischen jeder dritte Eintrag auf diesem Blog mit "neulich war ich..." anfängt, also beginne ich mit einem Zitat von (FCZ-Fan) Reeto von Gunten, und das lautet:
"Jeder in der Schweiz, der etwas von Fussball versteht, hat Sympathien für YB."
Ich habe trotzdem Sympathien für YB, und war deshalb am Spiel. Und wie alle Schönwetterfans (ich höre die Schlechtwetterfans gerade leise buhen) wartete ich erst den Wetterbericht und Dings ab, bevor ich ein Ticket erwarb. So sass Caramel and the Gang dann halt im Sektor B, etwas ganz Neues, dort, wo man gar nicht mehr hört, was die mit den YB-Saisonkarten drüben singen, sondern nur: Efff Tsseee Tsüüürii Olé Efff Tsseee Tsüüürii Olé Efff Tsseee Tsüüürii Olé Efff Tsseee Tsüüürii Olé. Päng (ein Feuerwerk). Zisch (eine Petarde, wie sie die wohl wieder reingeschmuggelt haben, iiih gruusig.)
Man weiss schon fast nicht mehr wo gucken, geradeaus oder nach links.
Links - eine Tsüri-interne Schlägerei.
Geradeaus - Päng - ein Tor für Tsüri.
Und in dem Moment wird es erst richtig hübsch, ein Dutzend Tsüri (das Ü wird mit spitzen Lippen ausgesprochen, nicht hinten im Rachen, sondern vorne, Tsüüüri), eben, ein Dutzend erlebnisorientierter Tsüri-Fans springt das Abtrenngitter hoch, schlägt mit den Armen die Luft tot und schreit die YB-Fans zusammen, es klingt etwa so: Ugaugauga!, wir schauen und staunen und applaudieren ein wenig.
Am Ende siegt YB, wir winken rüber zu den verhaltensoriginellen jungen Männern und singen leise "Auf Wiedersehen!", und das mit dem Wiedersehen meinen wir im Fall auch so.
Weil in Bern haben wir ja sonst nur das Dählhölzli.
"Jeder in der Schweiz, der etwas von Fussball versteht, hat Sympathien für YB."
Ich habe trotzdem Sympathien für YB, und war deshalb am Spiel. Und wie alle Schönwetterfans (ich höre die Schlechtwetterfans gerade leise buhen) wartete ich erst den Wetterbericht und Dings ab, bevor ich ein Ticket erwarb. So sass Caramel and the Gang dann halt im Sektor B, etwas ganz Neues, dort, wo man gar nicht mehr hört, was die mit den YB-Saisonkarten drüben singen, sondern nur: Efff Tsseee Tsüüürii Olé Efff Tsseee Tsüüürii Olé Efff Tsseee Tsüüürii Olé Efff Tsseee Tsüüürii Olé. Päng (ein Feuerwerk). Zisch (eine Petarde, wie sie die wohl wieder reingeschmuggelt haben, iiih gruusig.)
Man weiss schon fast nicht mehr wo gucken, geradeaus oder nach links.
Links - eine Tsüri-interne Schlägerei.
Geradeaus - Päng - ein Tor für Tsüri.
Und in dem Moment wird es erst richtig hübsch, ein Dutzend Tsüri (das Ü wird mit spitzen Lippen ausgesprochen, nicht hinten im Rachen, sondern vorne, Tsüüüri), eben, ein Dutzend erlebnisorientierter Tsüri-Fans springt das Abtrenngitter hoch, schlägt mit den Armen die Luft tot und schreit die YB-Fans zusammen, es klingt etwa so: Ugaugauga!, wir schauen und staunen und applaudieren ein wenig.
Am Ende siegt YB, wir winken rüber zu den verhaltensoriginellen jungen Männern und singen leise "Auf Wiedersehen!", und das mit dem Wiedersehen meinen wir im Fall auch so.
Weil in Bern haben wir ja sonst nur das Dählhölzli.
Samstag, 21. März 2009
Ich bin ein Shoppy-Kind, zählt das auch?
Aus der Reihe "Texte, die ich gern selbst geschrieben hätte":
Freitag, 20. März 2009
Nö zur Museumsnacht
Nein, ich gehe nicht an die Museumsnacht, und zwar weil: ich davon nur ein schlechtes Gewissen kriege. Weil so ein grosses Programm und man kann nur ca. drei Sachen gucken. Dabei trifft man dann auch noch die Ex-Lehrer von der Sek, denn das ist ihr Lieblingsanlass, alle Seklehrer aus dem ganzen Kanton hängen sich dieses Schmetterlingsbillett um, das ist quasi ihr Betriebsausflug. Non, merci! Zudem sind dort immer so lange Schlangen vor jedem Dings und die Leute fassen die Kunstwerke an und lachen an den falschen Stellen und die Kinder fallen auf die Schnauze, weil sie sonst nie so lang aufbleiben, und sie heulen rum und die Eltern sind genervt und dabei haben sie sich das doch so toll vorgestellt!
So denkt man dann schon vor dem Kunstmuseum: Ach was, komm, wir gehen besser Saufen. Dafür hätte man dann zwar eine tiptope Ausrede (Saufen aus kulturellem Anlass), aber 25 Stutz für eine politisch korrekte Ausrede zum Trinken, ist das nicht ein bisschen viel?
Und deshalb sage ich ganz entschieden Nö zur Museumsnacht.
(So würde sich die Museumsnacht anziehen, wenn sie eine 40-jährige Frau wäre)
So denkt man dann schon vor dem Kunstmuseum: Ach was, komm, wir gehen besser Saufen. Dafür hätte man dann zwar eine tiptope Ausrede (Saufen aus kulturellem Anlass), aber 25 Stutz für eine politisch korrekte Ausrede zum Trinken, ist das nicht ein bisschen viel?
Und deshalb sage ich ganz entschieden Nö zur Museumsnacht.
(So würde sich die Museumsnacht anziehen, wenn sie eine 40-jährige Frau wäre)
Donnerstag, 19. März 2009
Taube, huschhusch, pfltsch!
Es war der erste Morgen in diesem Jahr, an dem man eine Sonnenbrille tragen konnte, und wenn das kein Feiertag ist, dann weiss ich ja auch nicht! Beschwingt tänzelte ich über den Bahnhofplatz, es hätte nicht viel mehr gebraucht, und ich hätte ein Lied gepfiffen, weil Frühling macht dieses Dings mit Hormonen und alles schön - aber jetzt mal nicht übertreiben, ja?
Also, jedenfalls, fröhlich näherte ich mich der Bushaltestelle, der sich von der anderen Seite der Bus näherte, ganz langsam fuhr er heran, denn auf dem Asphalt, da waren fünf Tauben zu Gange, sie taten dieses Vogel-Dings: Wahnsinnig beschäftigt rumeilen und rumpicken. Vier der fünf machten sich dann mal aus dem Staub, als der Bus immer näher kam, nur Nummer fünf war total gestresst und überfordert mit der Situation und Burnout und wusste nicht wohin eilen, und eilte ausgerechnet: unters Rad.
Pfltsch.
Machte es, als der Bus ganz langsam, wie in Zeitlupe, darüber rollte. Ein wenig knackte es auch, so, als würde man die Luft aus einer Pet-Flasche drücken. Taube tot.
Ich ekelte mich lautstark, machte Geräusche und Hand vor den Mund (warum nimmt man immer die Hand vor dem Mund, wenn man sich ekelt?) und die Leute neben mir, die es nicht gesehen hatten, verstanden Bahnhof und dachten: Ach, wohl wieder so eine mit Tourette-Syndrom, ich keuchte nur: TAUBE!, was aber den Tourette-Eindruck nicht schmälerte, im Gegenteil.
Nicht mehr hingucken. In den Bus, wo der Bus-Fahrer meinen Todesblick nicht zu lesen vermochte und mich nur fragend ansah (soweit ich das an seinen Augen hinter dieser schnellen Oakley-Brille sehen konnte. Die gehört glaubs zur Uniform.) Nur ein kleines Mädchen sagte: "Mami, warum hets nid chönnä furtflügä?", und die Mutter schauderte es ebenfalls, aber sie wusste auch keine Erklärung.
Ich schon: Darwin.
Das Vieh war zu doof, und darum musste es sterben, natürliche Auslese, Punkt. Tauben sind ohnehin unnütz und doof, und eigentlich sollte man froh sein, wenns eine weniger hat. Würde ich normalerweise denken. Aber jedes mal, wenn ich seither die Luft aus einer Pet-Flasche drücke, schüttle ich mich ein wenig. Und habe einen ganz kurzen Anflug von zärtlichen Gefühlen für all die armen, dummen Tauben. Aber nur ganz kurz, ehrlich.
PS: Dieses hübsche Bild hat Leser Y.M. nachträglich zur Illustration dieses Eintrags gemailt. Herzlichen Dank.
Also, jedenfalls, fröhlich näherte ich mich der Bushaltestelle, der sich von der anderen Seite der Bus näherte, ganz langsam fuhr er heran, denn auf dem Asphalt, da waren fünf Tauben zu Gange, sie taten dieses Vogel-Dings: Wahnsinnig beschäftigt rumeilen und rumpicken. Vier der fünf machten sich dann mal aus dem Staub, als der Bus immer näher kam, nur Nummer fünf war total gestresst und überfordert mit der Situation und Burnout und wusste nicht wohin eilen, und eilte ausgerechnet: unters Rad.
Pfltsch.
Machte es, als der Bus ganz langsam, wie in Zeitlupe, darüber rollte. Ein wenig knackte es auch, so, als würde man die Luft aus einer Pet-Flasche drücken. Taube tot.
Ich ekelte mich lautstark, machte Geräusche und Hand vor den Mund (warum nimmt man immer die Hand vor dem Mund, wenn man sich ekelt?) und die Leute neben mir, die es nicht gesehen hatten, verstanden Bahnhof und dachten: Ach, wohl wieder so eine mit Tourette-Syndrom, ich keuchte nur: TAUBE!, was aber den Tourette-Eindruck nicht schmälerte, im Gegenteil.
Nicht mehr hingucken. In den Bus, wo der Bus-Fahrer meinen Todesblick nicht zu lesen vermochte und mich nur fragend ansah (soweit ich das an seinen Augen hinter dieser schnellen Oakley-Brille sehen konnte. Die gehört glaubs zur Uniform.) Nur ein kleines Mädchen sagte: "Mami, warum hets nid chönnä furtflügä?", und die Mutter schauderte es ebenfalls, aber sie wusste auch keine Erklärung.
Ich schon: Darwin.
Das Vieh war zu doof, und darum musste es sterben, natürliche Auslese, Punkt. Tauben sind ohnehin unnütz und doof, und eigentlich sollte man froh sein, wenns eine weniger hat. Würde ich normalerweise denken. Aber jedes mal, wenn ich seither die Luft aus einer Pet-Flasche drücke, schüttle ich mich ein wenig. Und habe einen ganz kurzen Anflug von zärtlichen Gefühlen für all die armen, dummen Tauben. Aber nur ganz kurz, ehrlich.
PS: Dieses hübsche Bild hat Leser Y.M. nachträglich zur Illustration dieses Eintrags gemailt. Herzlichen Dank.
Streetstyle
Kinder, die von Ihren Eltern zu wenig geliebt werden, entwickeln schwere Traumata, die sich darin äussern, dass die Betroffenen im Erwachsenenalter mit witzigen T-Shirts, Sonnenbrillen und Perücken in den Ausgang gehen.
Sonntag, 15. März 2009
Phantomschmerz
Es ist seltsam, welch innige Gefühle man zu Gegenständen entwickeln kann. Ich verdammter Materialist. Kann Zeug so gern kriegen. Und, wenn es nicht mehr da ist, richtig vermissen. Schmerzlich, im Wortsinn.
Vor etwa fünf Jahren wurde mir mein wunderschönes (da! schon wieder!) rotes Rennvelo gestohlen. Es war mein erstes und extrem unpraktisch für in der Stadt, weil kein Gepäckträger, kein Ständer, kein Schutzblech, kein Licht, Tramschienen. Aber man ist wahnsinnig schnell damit. Und sexy. Jedenfalls kam es weg. Was nicht so spez ist, das passierte mir seither wieder zweimal. Aber nie tats so weh wie beim ersten Mal.
Einige Tage nach dem Verlust war ich für die Diebstahlsanzeige in diesem für einen Polizeiposten viel zu schönen Haus am Waisenhausplatz, wo die Beamten untereinander billige Witze reissen und sich merklich ein bisschen freuen, wenn ein junges Frollein vorbeikommt. Im Büro füllt ein Polizist, den der Bürodienst ankackt, ein Formular aus, mit Einfingersystem, es dauert, und man hat Zeit, um die Bilder an der Wand zu studieren. Die Welt von oben. So sehen also die Bilder aus, die sich Polizisten an die Wand hängen.
Am Abend desselben Tages ging ich trinken. Den Schmerz ertränken (das ist gelogen, aber eine glaubhafte Ausrede). In der Reithalle (wo ich weder vergewaltigt noch ausgeraubt noch zusammengeschlagen wurde, aber das war reines Glück, weil Schandfleck! Aiaiai!). Um 3 Uhr morgens raus, unter der Brücke durch, dort hats hässliche Grafitti von diesem untalentierten, hyperaktivistischen "Yours" und es riecht nach Bisi, wäh, und trotz allem hielt ich inne: Da stand es! Mein Velo, mein allerliebstes, schönstes, mit den Leuchtpedalen!
Ich war fassungslos. Die Ohnmacht war schrecklich. Das Velo war abgeschlossen und sogar an einem Pfosten festgemacht. Mitnehmen ging nicht. Um drei Uhr morgens die Polizei rufen ging nicht. Um drei Uhr morgens eine Gartenschere holen und ein Velo knacken vor dem autonomen Kulturzentrum Berns ging nicht.
Also heim, schlafen, aufwachen, aua, schnell zur Reithalle. Das Velo war weg.
Das ist jetzt fünf Jahre her. Aber noch immer schaue ich bei jedem roten Rennvelo, das ich irgendwo sehe, ob es womöglich Leuchtpedale hat. Vorbeifahrende Fahrradfahrer blitze ich böse an. Jeder könnte es gewesen sein. Noch wochenlang schleppte ich im Handtäschli ein Schloss mit mir herum. Sollte ich das Velo noch einmal irgendwo sehen, wäre ich gerüstet, und würds eben gleich nochmal abschliessen. Ätschbätsch.
Ich sah es nie mehr wieder. Der Phantomschmerz blieb.
(Das klingt jetzt wie so ein TeleBärn-Beitrags-Schluss: "... Aber d Angscht, die blibt. Für TeleBärn us Oberbottige: Caramel Landsturm." Naja. Wenn jemand einen besseren Schluss weiss, kann er ihn ja dem Roten Kreuz spenden.)
Vor etwa fünf Jahren wurde mir mein wunderschönes (da! schon wieder!) rotes Rennvelo gestohlen. Es war mein erstes und extrem unpraktisch für in der Stadt, weil kein Gepäckträger, kein Ständer, kein Schutzblech, kein Licht, Tramschienen. Aber man ist wahnsinnig schnell damit. Und sexy. Jedenfalls kam es weg. Was nicht so spez ist, das passierte mir seither wieder zweimal. Aber nie tats so weh wie beim ersten Mal.
Einige Tage nach dem Verlust war ich für die Diebstahlsanzeige in diesem für einen Polizeiposten viel zu schönen Haus am Waisenhausplatz, wo die Beamten untereinander billige Witze reissen und sich merklich ein bisschen freuen, wenn ein junges Frollein vorbeikommt. Im Büro füllt ein Polizist, den der Bürodienst ankackt, ein Formular aus, mit Einfingersystem, es dauert, und man hat Zeit, um die Bilder an der Wand zu studieren. Die Welt von oben. So sehen also die Bilder aus, die sich Polizisten an die Wand hängen.
Am Abend desselben Tages ging ich trinken. Den Schmerz ertränken (das ist gelogen, aber eine glaubhafte Ausrede). In der Reithalle (wo ich weder vergewaltigt noch ausgeraubt noch zusammengeschlagen wurde, aber das war reines Glück, weil Schandfleck! Aiaiai!). Um 3 Uhr morgens raus, unter der Brücke durch, dort hats hässliche Grafitti von diesem untalentierten, hyperaktivistischen "Yours" und es riecht nach Bisi, wäh, und trotz allem hielt ich inne: Da stand es! Mein Velo, mein allerliebstes, schönstes, mit den Leuchtpedalen!
Ich war fassungslos. Die Ohnmacht war schrecklich. Das Velo war abgeschlossen und sogar an einem Pfosten festgemacht. Mitnehmen ging nicht. Um drei Uhr morgens die Polizei rufen ging nicht. Um drei Uhr morgens eine Gartenschere holen und ein Velo knacken vor dem autonomen Kulturzentrum Berns ging nicht.
Also heim, schlafen, aufwachen, aua, schnell zur Reithalle. Das Velo war weg.
Das ist jetzt fünf Jahre her. Aber noch immer schaue ich bei jedem roten Rennvelo, das ich irgendwo sehe, ob es womöglich Leuchtpedale hat. Vorbeifahrende Fahrradfahrer blitze ich böse an. Jeder könnte es gewesen sein. Noch wochenlang schleppte ich im Handtäschli ein Schloss mit mir herum. Sollte ich das Velo noch einmal irgendwo sehen, wäre ich gerüstet, und würds eben gleich nochmal abschliessen. Ätschbätsch.
Ich sah es nie mehr wieder. Der Phantomschmerz blieb.
(Das klingt jetzt wie so ein TeleBärn-Beitrags-Schluss: "... Aber d Angscht, die blibt. Für TeleBärn us Oberbottige: Caramel Landsturm." Naja. Wenn jemand einen besseren Schluss weiss, kann er ihn ja dem Roten Kreuz spenden.)
Freitag, 13. März 2009
Tschesä, Bonsoir
Gestern war inoffizielle Eröffnung des "Bonsoir", dieses neuen Clubs, nach dem tout Berne entre 20 et 35 so lange gedürstet hat. Die Leute sahen ein wenig so aus, als wäre zuvor eine Trend-(oder H&M-Divided)-Bombe explodiert: Hornbrillen, Holzfällerhemden, individuell bedruckte T-Shirts sowie enge Hösli für die Herren, und - hallo 80er-Jahre: Diese engen Rüebli-Hosen, die bis über den Bauchnabel reichen und diesen schrecklichen Birnenarsch machen für die moderne Dame. (Immer wenn man denkt, es kann nicht mehr schlimmer werden, haut die Mode noch eins drauf.)
Wäre eine richtige Bombe explodiert - es stünde heute schlecht um den Schweizer Grafiker- und Mac-Arbeiter-Nachwuchs. Und sobald man jemanden fragte, wie ihm der Club denn gefalle, kam dieses: "Ach, ich bin ja nicht zum ersten Mal hier, ich habe beim Umbau dieses und jenes gemacht." Soll heissen: Es ist im Fall auch ein wenig MEIN Club, ich bin Teil davon, im Fall.
Also fragen wir halt Caramel: "Und, wie ist der Club?"
Hübsch ist der Club!
Es hat Leuchtkästen und so schöne altmodische Plakate und einen Kiosk, wo es Kinderüberraschungseier gibt und Deo und Kaugummi, warum hat das nicht schon längst jemand gemacht? Man sagte mir zudem, die Veranstalter hätten die Crème de la crème der Berner Barkeeper-Szene abgeworben (ich wusste nicht mal, dass es die gibt). Die DJs befanden, das DJ-Pult sei perfekt, weil oben Monitore und perfekte Höhe. Ich sah eine Dezibel-Anzeige und wurde informiert, dass die DJs Abzug bei der Gage kriegen, wenn sie über 100 gehen. Und wenns eine Busse gäbe, müssten die DJs die bezahlen (ob das stimmt?) Und die Bässe wummerten so, dass, wenn man ein Glas drauf stellt, dieses sich von einem Ende zum anderen bewegt.
Dann hat der Club ja dieses Friend-System, das einem das Gefühl gibt, man sei im Fall uhh wichtig, und das ist hübsch. Ich bin ein Topfriend und bilde mir wirklich ein wenig etwas drauf ein - Zack, Falle zugeschnappt! Dabei gibts wahrscheinlich auch noch Superfriends und Superduperfriends und Superdupertrooperfriends.
Aber Topfriend gibt auch schon hübsch was her zum angeben, man kann damit auf Rechnung saufen. Leider nur bis zum Ende des Abends. Ich fänds schöner, wenn man die Rechnung Ende Monat nach Hause geschickt kriegen würde. Dann könnte ich zum Chef gehen und sagen: Chef, ich brauche einen Vorschuss, sonst kann ich meine Alkoholrechnung nicht bezahlen. Das wäre dann mal ein Grund für eine Betreibung. Statt immer nur Nutten und Koks.
Aber eigentlich gibts nix zu meckern, Bonsoir ist super, endlich, juhui!, frohlocke ich in meinem Kopf, und bin so froh und fröhlich, dass mir nicht einmal ein ironischer Schluss einfällt. Also tschesä, Bonsoir.
Wäre eine richtige Bombe explodiert - es stünde heute schlecht um den Schweizer Grafiker- und Mac-Arbeiter-Nachwuchs. Und sobald man jemanden fragte, wie ihm der Club denn gefalle, kam dieses: "Ach, ich bin ja nicht zum ersten Mal hier, ich habe beim Umbau dieses und jenes gemacht." Soll heissen: Es ist im Fall auch ein wenig MEIN Club, ich bin Teil davon, im Fall.
Also fragen wir halt Caramel: "Und, wie ist der Club?"
Hübsch ist der Club!
Es hat Leuchtkästen und so schöne altmodische Plakate und einen Kiosk, wo es Kinderüberraschungseier gibt und Deo und Kaugummi, warum hat das nicht schon längst jemand gemacht? Man sagte mir zudem, die Veranstalter hätten die Crème de la crème der Berner Barkeeper-Szene abgeworben (ich wusste nicht mal, dass es die gibt). Die DJs befanden, das DJ-Pult sei perfekt, weil oben Monitore und perfekte Höhe. Ich sah eine Dezibel-Anzeige und wurde informiert, dass die DJs Abzug bei der Gage kriegen, wenn sie über 100 gehen. Und wenns eine Busse gäbe, müssten die DJs die bezahlen (ob das stimmt?) Und die Bässe wummerten so, dass, wenn man ein Glas drauf stellt, dieses sich von einem Ende zum anderen bewegt.
Dann hat der Club ja dieses Friend-System, das einem das Gefühl gibt, man sei im Fall uhh wichtig, und das ist hübsch. Ich bin ein Topfriend und bilde mir wirklich ein wenig etwas drauf ein - Zack, Falle zugeschnappt! Dabei gibts wahrscheinlich auch noch Superfriends und Superduperfriends und Superdupertrooperfriends.
Aber Topfriend gibt auch schon hübsch was her zum angeben, man kann damit auf Rechnung saufen. Leider nur bis zum Ende des Abends. Ich fänds schöner, wenn man die Rechnung Ende Monat nach Hause geschickt kriegen würde. Dann könnte ich zum Chef gehen und sagen: Chef, ich brauche einen Vorschuss, sonst kann ich meine Alkoholrechnung nicht bezahlen. Das wäre dann mal ein Grund für eine Betreibung. Statt immer nur Nutten und Koks.
Aber eigentlich gibts nix zu meckern, Bonsoir ist super, endlich, juhui!, frohlocke ich in meinem Kopf, und bin so froh und fröhlich, dass mir nicht einmal ein ironischer Schluss einfällt. Also tschesä, Bonsoir.
Sonntag, 8. März 2009
Caramel holt den Schweizer Filmpreis...
...vom Tisch, als sich die hübsche Schauspielerin aus der Romandie für eine Zigi verdrückt, macht ein Foto, stellt ihn wieder hin und fühlt sich merkwürdigerweise fast so, als hätte sie sich damit an der arroganten Trulla gerächt.
Donnerstag, 5. März 2009
Sags doch einfach schnell per SMS!
Die beliebteste Rubrik in Gratiszeitungen ist das SMS-Schatzchäschtli, weil da muss man ja nicht so viel lesen und vielleicht sucht ja tatsächlich jemand mal MICH. Die Liebeserklärungen von Schoggimüsli und Schatz und Co. sind auch sooo herzig! Ich warte schon lange darauf, dass mir im Schatzchäschtli ein Heiratsantrag gemacht wird, weil das finde ich irgendwie noch fast romantischer als in der Postfinance Arena - einfach nur WOW.
Heute stand da was in der Rubrik "Sags doch einfach schnell per SMS" in der "Ich-wäre-so-gern-wie-20-Minuten"-Gratiszeitung .ch, das gab mir zu denken. Und zwar dachte ich folgendes: Haben Sie jetzt auch noch den Redaktor eingespart, der früher den Leuten, die sich in dieser Rubrik äussern, den letzten Hauch Würde erhalten hat? Anscheinend schon.
ICH M SAGE DAS ES SAT H
ALLEIN ZU SEIN ABER ES IST
BESER SO WEIL ICH HA IV UND
MACHE SPORT UND ZWAR
RÜCKENTUHRNEN UND
RÜCKENJOGA UND FITNES U
SCHWIMEN SPATZIREN
WANDERN U WENIG
AUSGANG U HA GLICH KEINE
KOLLEG U KOLLEGIN UND =
WEN ICH EINE KOLLEGIN HEND
DIE EN FRÜND U KOLLEG AUCH
DARUM BIN ICH ALLEIN GRUS
MANN
(Den Informatiker hat .ch glaubs auch eingespart. Das .pdf des Blattes lässt sich emel nicht downloaden, oder gehts jetzt wieder? Dann wärs auf Seite 13.)
Heute stand da was in der Rubrik "Sags doch einfach schnell per SMS" in der "Ich-wäre-so-gern-wie-20-Minuten"-Gratiszeitung .ch, das gab mir zu denken. Und zwar dachte ich folgendes: Haben Sie jetzt auch noch den Redaktor eingespart, der früher den Leuten, die sich in dieser Rubrik äussern, den letzten Hauch Würde erhalten hat? Anscheinend schon.
ICH M SAGE DAS ES SAT H
ALLEIN ZU SEIN ABER ES IST
BESER SO WEIL ICH HA IV UND
MACHE SPORT UND ZWAR
RÜCKENTUHRNEN UND
RÜCKENJOGA UND FITNES U
SCHWIMEN SPATZIREN
WANDERN U WENIG
AUSGANG U HA GLICH KEINE
KOLLEG U KOLLEGIN UND =
WEN ICH EINE KOLLEGIN HEND
DIE EN FRÜND U KOLLEG AUCH
DARUM BIN ICH ALLEIN GRUS
MANN
(Den Informatiker hat .ch glaubs auch eingespart. Das .pdf des Blattes lässt sich emel nicht downloaden, oder gehts jetzt wieder? Dann wärs auf Seite 13.)
Montag, 2. März 2009
Konzerthallen, Flugzeuge, Cornflakes
Eigentlich mag ich ja keine doofen Vergleiche. Aber ab und zu ist einer fällig. Also Vorsicht.
Konzerthallen sind wie Flugzeuge. Man verbringt darin Zeit - und hat sogar Körperkontakt - mit Menschen, die man nicht einmal aus einem brennenden Haus retten würde.
Z.B. mit Paaren. Paare an Konzerten, das geht so: Frau vorne, Mann hinten, die Regenjacke um die Hüfte gebunden, die Arme um Fraus Schultern geschlungen. In stehender Löffelchenstellung wird nun synchron neben dem Rhythmus vorbei geschunkelt.
Das sind die gleichen Leute, die zum Dessert Fruchtsalat mitbringen, den Spiesser unter dem Nachtisch, dachte ich mir noch schnell. Länger habe ich mir das dann aber auch nicht mehr angesehen, denn auf der Bühne, da wars auch lustig. Nichts ist schöner als eine Hand voll Briten, die eigentlich ja so wahnsinnig viel zu gut dafür sind, um auf einer popeligen Schweizer Bühne zu stehen (pfff!), und deshalb ihren Platz in der Musikgeschichte noch rasch mit einem Beatles-Cover unzweifelhaft markieren.
So freute ich mich ein wenig. Dann war das Konzert aus. Die Paare schlenderten selig grinsend ob soviel Kultur und Coolness zum Parkhaus. Ich ritt auf einem Cornflake sitzend nachhause. Und hoffte, dass ich an keinem brennenden Haus vorbeikommen würde.
(PS:
Doofe Paarung.)
Konzerthallen sind wie Flugzeuge. Man verbringt darin Zeit - und hat sogar Körperkontakt - mit Menschen, die man nicht einmal aus einem brennenden Haus retten würde.
Z.B. mit Paaren. Paare an Konzerten, das geht so: Frau vorne, Mann hinten, die Regenjacke um die Hüfte gebunden, die Arme um Fraus Schultern geschlungen. In stehender Löffelchenstellung wird nun synchron neben dem Rhythmus vorbei geschunkelt.
Das sind die gleichen Leute, die zum Dessert Fruchtsalat mitbringen, den Spiesser unter dem Nachtisch, dachte ich mir noch schnell. Länger habe ich mir das dann aber auch nicht mehr angesehen, denn auf der Bühne, da wars auch lustig. Nichts ist schöner als eine Hand voll Briten, die eigentlich ja so wahnsinnig viel zu gut dafür sind, um auf einer popeligen Schweizer Bühne zu stehen (pfff!), und deshalb ihren Platz in der Musikgeschichte noch rasch mit einem Beatles-Cover unzweifelhaft markieren.
So freute ich mich ein wenig. Dann war das Konzert aus. Die Paare schlenderten selig grinsend ob soviel Kultur und Coolness zum Parkhaus. Ich ritt auf einem Cornflake sitzend nachhause. Und hoffte, dass ich an keinem brennenden Haus vorbeikommen würde.
(PS:
Doofe Paarung.)
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