Es war der erste Morgen in diesem Jahr, an dem man eine Sonnenbrille tragen konnte, und wenn das kein Feiertag ist, dann weiss ich ja auch nicht! Beschwingt tänzelte ich über den Bahnhofplatz, es hätte nicht viel mehr gebraucht, und ich hätte ein Lied gepfiffen, weil Frühling macht dieses Dings mit Hormonen und alles schön - aber jetzt mal nicht übertreiben, ja?
Also, jedenfalls, fröhlich näherte ich mich der Bushaltestelle, der sich von der anderen Seite der Bus näherte, ganz langsam fuhr er heran, denn auf dem Asphalt, da waren fünf Tauben zu Gange, sie taten dieses Vogel-Dings: Wahnsinnig beschäftigt rumeilen und rumpicken. Vier der fünf machten sich dann mal aus dem Staub, als der Bus immer näher kam, nur Nummer fünf war total gestresst und überfordert mit der Situation und Burnout und wusste nicht wohin eilen, und eilte ausgerechnet: unters Rad.
Pfltsch.
Machte es, als der Bus ganz langsam, wie in Zeitlupe, darüber rollte. Ein wenig knackte es auch, so, als würde man die Luft aus einer Pet-Flasche drücken. Taube tot.
Ich ekelte mich lautstark, machte Geräusche und Hand vor den Mund (warum nimmt man immer die Hand vor dem Mund, wenn man sich ekelt?) und die Leute neben mir, die es nicht gesehen hatten, verstanden Bahnhof und dachten: Ach, wohl wieder so eine mit Tourette-Syndrom, ich keuchte nur: TAUBE!, was aber den Tourette-Eindruck nicht schmälerte, im Gegenteil.
Nicht mehr hingucken. In den Bus, wo der Bus-Fahrer meinen Todesblick nicht zu lesen vermochte und mich nur fragend ansah (soweit ich das an seinen Augen hinter dieser schnellen Oakley-Brille sehen konnte. Die gehört glaubs zur Uniform.) Nur ein kleines Mädchen sagte: "Mami, warum hets nid chönnä furtflügä?", und die Mutter schauderte es ebenfalls, aber sie wusste auch keine Erklärung.
Ich schon: Darwin.
Das Vieh war zu doof, und darum musste es sterben, natürliche Auslese, Punkt. Tauben sind ohnehin unnütz und doof, und eigentlich sollte man froh sein, wenns eine weniger hat. Würde ich normalerweise denken. Aber jedes mal, wenn ich seither die Luft aus einer Pet-Flasche drücke, schüttle ich mich ein wenig. Und habe einen ganz kurzen Anflug von zärtlichen Gefühlen für all die armen, dummen Tauben. Aber nur ganz kurz, ehrlich.
PS: Dieses hübsche Bild hat Leser Y.M. nachträglich zur Illustration dieses Eintrags gemailt. Herzlichen Dank.
Donnerstag, 19. März 2009
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