Montag, 29. Juni 2009

Vernissagenbesucherpack

Noch nicht lang ists her, da arbeitete ich zwei Tage lang als Kassenfrollein bei einer bezaubernden Kunstausstellung. Am ersten Tag war Vernissage, und huch! - der Eintritt kostete 8 Franken. Man würde meinen, das kulturinteressierte Publikum täte gern in die Tasche greifen, um in den Genuss schöner Bilder und insbesondere eines grosszügigen Apéros zu kommen. Weil ist ja meist nicht gerade die bildungs- und vermögensfernste Klientel, die sich für sowas interessiert.

Aber: Fehler. Etwa jeder Zweite empörte sich recht unverhohlen über diese Anmassung, für eine Leistung auch noch Geld zu heuschen. Kunst ist schliesslich zur Genüge subventioniert, da müssen wir nicht auch noch zahlen, oder? "Eine Vernissage, die kostet? Das habe ich jetzt auch noch nicht erlebt", sagten ganz viele, und wenn sie es nicht aussprachen, so konnte man es von ihren hochgezogenen Augenbrauen ablesen. Ich verstehs ja. Weil dann bringts ja gar nichts mehr, an solche Anläss zu gehen, wenn man nicht mal mehr gratis saufen kann, nä?

Mein Lieblingsdialog ergab sich, als ein gut betuchtes (im wahrsten wie im übertragenen Sinn des Wortes), mittelalterliches Ehepaar an der Kasse vorbeihuschen wollte.
Ich: "Es kostet im Fall."
Paar-Mann: "Aber es ist doch eine Vernissage. Die kosten normalerweise nicht."
Ich: "Die hier schon. Es gibt dafür einen grossen Apéro."
Paar-Mann: "Den gibts an anderen Vernissagen auch."
Ich: "Die Künstlerin ist sonst hier, am besten beschweren Sie sich gleich direkt bei ihr."
Paar-Frau: "Sie ist doch jetzt arriviert, die hätte das ömel nicht nötig."
Ich: "Wie gesagt, die Künstlerin ist anwesend, sprechen Sie sie doch darauf an, wenn Sie es blöd finden."
Paar-Frau: "Dann will sie wohl nichts verkaufen, was!"
Ich: "Ach, dort ist ja gleich die Künstlerin, ich kann sie sonst gleich holen, dann..."
Paar-Frau: "Sie brauchen mir keine Ratschläge zu erteilen! Ich weiss selbst, wie ich mich äussern kann!"
Ich: (Kinnladen unten. Stille).
Paar zahlt und geht ab.

Ganz hübsch wars, wie mir die beiden verachtenswerten Subjekte später, als ich, nun im Service beschäftigt, mit Tabletten voller Lachsbrötli herumzog, fast die Haare vom Kopf assen. Ich lächelte freundlichst. Und dachte dabei: Möge Gott euch schlimm juckende Geschlechtskrankheiten schicken und machen, dass eure Kinder dem Nazitum und den harten Drogen huldigen! Harr harr! Schröckliches Vernissagenbesucherpack!

1 Kommentar:

  1. herrlich :-)

    Ich finde eh, die Preise für Ausstellungen sollten sich mit der Dauer selber nach hinten hin verjüngen. wenn Sie verstehen was ich meine :-)

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