Dieser Eintrag sei dem mir glücklicherweise unbekannten Paar gewidmet, mit dem ich neulich das Taxi geteilt habe (Namen von der Redaktion vergessen).
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Nicht bibelfest zu sein hat viele Nachteile. Einer davon ist, dass man z.B. nicht weiss, ob Geiz eine der sieben Todsünden ist oder nicht. Wenn nicht, wäre dies ein unverständliches Versäumnis. Geiz ist ausgesprochen ungeil.
Dabei wäre es ja noch einigermassen okay, wenn jemand zu seiner Geizigkeit stehen würde. Etwa so: Ich will mein Geld lieber nicht ausgeben. Kannst du nicht für uns beide zahlen? Weisst du, ich bin drum ein wenig geizig, verlegenes Gekicher, hihi.
Nur geschieht das nie. Das wäre so, als wenn man sagen würde: Ich habe nicht gern Sex. Oder ich finde Kinder doof. Geiz ist keine politisch legitime Schwäche wie Ungeduld oder neurotisch sein. Geiz ist ein modernes Tabu.
Stattdessen schweigen die Geizigen sehr gerne. Sie sind Meister der Ignoranz und der Stille. Sagen einfach nichts und harren aus. Kramen schweigsam im Münzfach. Oder verschwinden plötzlich auf der Toilette. Oder lassen sich drei Runden von drei Freunden zahlen. Und wenn sie an der Reihe wären, sind sie plötzlich total müd und die Grippe! und huch!, es ist ja schon zwei!, und gehen heim. Oder sie rechnen dem Servierpersonal exakt vor, was sie hatten: Eine Pizza Margerita und ein Coca, Fröllein. Das macht 21.40, stimmts? Das Geld legen sie abgezählt parat.
Dabei macht Geiz wahnsinnig unattraktiv. Kein Trinkgeld geben nach einem hübschen Saufabend zu zweit - und das ganze Prickeln ist voll am Arsch, der gutaussehende Kerl plötzlich ganz ee-kel-haft, weil wenn er da knausert, wie wird’s dann erst bei wirklich wichtigen Dingen sein? Interessant auch: Meist sind jene Leute am knausrigsten, die am meisten Geld haben (jaja, Plattitüde resp. die Huhn-oder-Ei-Frage, ich weiss).
Das beste Gegengift: Geizige Menschen mit unbändiger Grosszügigkeit überschütten. Immer mit Freude bezahlen, mehr als nötig, und nie sauer dreinblicken, nie nachzählen, nie warten, bis der Geizige fertig nach Kleingeld gegraben hat, sich niemals ärgern.
Das Portemonnaie wird dabei ärmer. Das Karma aber viel, viel reicher. (Amen).
Sonntag, 18. Januar 2009
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