Vorlesungen zwischen zwei und vier sind am schlimmsten. Neulich schaute ich mich um: Schlecht geschätzt focht wohl ein Viertel meiner Mitstudenten den gleichen Kampf aus – die Augen fallen zu, das Hirn ist Matsch, träge schleppt sich der satte Nachmittag dahin und das Blut in die Verdauung, NICHT EINSCHLAFEN!
Jeder hat seine Strategie. Red Bull, Kaffee, kneifen; wenn gar nichts hilft: den Kopf aufs Blatt vor sich richten – wenigstens nicht gesehen werden.
Denn hat sich das Matschhirn mal vorgenommen, jetzt – und genau jetzt – schlafen zu wollen, lässt sich nichts machen. Ganze Lektionen lang kann sich so eine Schlacht hinziehen, man notiert lustiges Zeug, weil sich Vortrag und Schlaf mischen – «Institutionen sollen Transaktionskosten verschmieren». Ah so. Immer wieder aufschrecken, weil der Albtraum ja eintreffen könnte und der Prof womöglich gerade sagte: «Sie dahinten mit dem blauen Pullover, schlafen können Sie zu Hause!» – was noch nie passiert ist und wohl nie passieren wird, trotzdem aber als Urangst fortbesteht.
Neulich sah ich in einer Tiersendung Erdmännchen. Sie sollen – auf zwei Beinen stehend – ihre Kolonie bewachen, fallen aber ständig auf die Schnauze, weil sie im Stehen einschlafen. Und ich dachte: Hey, für die gehts um Leben und Tod.
Da wurde mir klar: Der Mensch stammt vom Affen ab. Der Student vom Erdmännchen.
Freitag, 24. Oktober 2008
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