Es ist eines der modernen Missverständnisse an der Universität, dass Vorlesungen interaktiv sein sollten. Eben nicht! Für Interaktivität gibts Proseminare und Seminare. In den Vorlesungen, geschätzte Damen und Herren Professoren, sollen Sie uns rhetorisch beeindrucken, gerne zutexten. Wir Studenten mögens frontal. Das lernen alle Dozenten früher oder später.
Zu den Spätzündern gehört jene Lehrperson, die uns neulich rote und grüne Karten verteilte: Sobald wir eine Frage haben, sollen wir die grüne Karte hochstrecken. Wenn was nicht gut ist, die rote. Crazy!
Nun. Es passierte 90 Minuten lang gar nichts. Die Studenten schauten dumpf wie immer. Die farbigen Karten landeten später unberührt im Müll.
Die darauf folgende Woche hatte ein Student schliesslich Erbarmen. Streckte mutig die Hand in die Höhe und fragte etwas. «Was sind steigende Skalenerträge?»
Wie wir uns für den Dozenten freuten! Endlich eine Frage! Jee!
Die Freude aber wurde von der Lehrperson jäh zertrampelt. Durch ein empörtes: «Sie wissen nicht, was steigende Skalenerträge sind?!», gefolgt von einem wirren verbalen Ausflug («Äh, das hat was mit der Steigung der Kurve zu tun.»)
Im Geiste streckten wir unsere roten Karten hoch, die wir leider nicht mehr hatten. Interaktivität in Vorlesungen ist eine tückische Sache.
Freitag, 10. Oktober 2008
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