Wir nennen sie liebevoll-despektierlich «die Kleinen». Die Studenten, die gerade frisch an der Uni sind, sind total herzig. Sie haben ein Etui, wie man es in der Sek hatte, wo mit Tipp-Ex «SCB olé olé» drauf geschrieben steht. Schon zehn Minuten vor Beginn der Vorlesung sitzen sie brav im Saal, die Leuchtstifte farblich assortiert vor sich auf dem Pult, manche schreiben mit Füllfederhalter, doch, das gibt es noch, vor allem bei Jugendlichen mit ländlichem Migrationshintergrund.
Daneben gibt es aber auch jene Erstsemestrigen, die gerne etwas bourgeois wirken, sie tragen Hüte und betont nachlässige Kleider und kaufen alle überteuerten Bücher, die der Prof empfiehlt, weil die im Büchergestell so schlau aussehen. Diese Bohemiens studieren Philosophie oder Soziologie und wohnen in einer voll autonomen WG im Breitsch, wo man mit Holz selber heizt. So herzig.
Ja, so machten wir uns die vergangenen beiden Wochen über die Kleinen lustig. Bis ich damit aufhören musste, weil mir die Herablassung im Halse stecken blieb. Das war, als mich eine der Debütantinnen fragte: «Entschuldigung, können Sie mir sagen,…»
Mehr hörte ich nicht. Das «SIE» übertönte alles. Es schrie: «SIE sind allmählich zu lang an der Uni.»
Samstag, 27. September 2008
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