Jeder, der ohne fremde Hilfe den Weg zum Universitätsgebäude findet, würde auch ein Studium bestehen. So dachten mein Unigspänli und ich lange Zeit. Schliesslich schrieben wir in jenen Fächern die besten Noten, in welchen wir keine einzige Vorlesung besucht und kaum eine Zeile gelesen hatten.
Wir haben uns getäuscht.
Die wahre Herausforderung für Studenten liegt nämlich nicht im Schulweg. Sondern darin, in der universitären Bürokratie den Überblick zu bewahren. Jedes Institut hat seine eigenen Regeln, Berechnungssysteme, Abläufe und Kopierkarten. Wie viele akademische Karrieren sind wohl schon am ECTS-System, an einem komplizierten Studienplan oder gar an den Öffnungszeiten des Sekretariats gescheitert! Wie manches angehende Genie wurde schon angesichts zweier fehlender Credits vor dem Abschluss in die Psychiatrie eingeliefert!
Auch ich wäre kürzlich fast verzweifelt. Eine Dekanatsvorsteherin wollte mir weismachen, ich hätte eine Prüfung umsonst geschrieben, die hart erarbeiteten Punkte würden mir nicht angerechnet.
Alles vergebens!, heulte ich. Zunächst war ich traurig. Dann wütend. Dann machte ich mich schlau. Und konnte der Bürokratin mit triumphalem Grinsen das Gegenteil beweisen.
Ich bin nun nicht nur um ein paar Punkte reicher. Sondern auch um den Stempel «uni-tauglich». Denn eine gute Studentin schreibt nicht unbedingt gute Noten. Eine gute Studentin trotzt der Uni-Bürokratie.
Freitag, 12. September 2008
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