Dienstag, 6. Dezember 2011

Ein beschriebenes Blatt aus der Berner Nachtlebenmanege

Immer mehr Artikel befassen sich in letzter Zeit mit dem immer sterbenderen Berner Nachtleben. Vor ein paar Tagen kam grad wieder einer, es ging darin um den ewigen Kampf der Konzertlokale, vielleicht habt ihr ihn gelesen. Wenn nicht, hier eine kleine Zusammenfassung (Zitate kursiv).

Es ist nämlich so: Auch wenn niemand gerne darüber spricht, ist in der Berner Konzertclub-Szene eine gewisse Unruhe auszumachen – immer öfter bleibt das Publikum aus. Und immer mehr wird dieses letzte Tabu totgeschwiegen, wie ein Rundgang zeigt. Grad am Anfang sehen wir ein halbleeres Konzertlokal, in dem kein unbeschriebenes Blatt in der Musikmanege auf der Bühne steht. Und trotzdem gemahnt der Anlass an ein Wohnzimmerkonzert.

Das ist leider kein Einzelfall. Obwohl das ISC sagt, in den letzten beiden Jahren gehe es eher bergauf, selbst der Kulturhof Köniz durchaus zufrieden ist und sich eigentlich auch sonst niemand so richtig über zu wenig Publikum beschweren mag. Ja sogar der Freiburger Bänkelsänger Gustav kann im Bierhübeli auf ein 700-köpfiges Auditorium blicken, etwas schlechter hat es an gleicher Stätte beim Konzert von Kutti MC ausgesehen.

Aber ja, welche Tendenzen müssen wir befürchten, wenn Bänkelsänger ein grösseres Auditorium an eine Stätte locken als Dichter? Was sagt Bierhübeli-Oberhaupt Philippe Cornu dazu? Und wie sieht es im Musig-Bistrot im Monbijou aus, wo circa 40 Zuschauer dem Konzert der Berner Gruppe Daliah beiwohnen? Nun, es ist überall der gleiche Jammer: Zum grossen Jammern anzusetzen, traut sich niemand.

Welch Ungemach!, sinniert die geneigte Leserin, die immer noch ein unbeschwertes Konzertbesucherinnen-Dasein fristet. Da hätten die Konzerlokal-Oberhäupter endlich einmal eine Bühne, um über mangelndes Auditorium in ihren Stätten zu wehklagen. Um die Wahrheit zu sagen über die geistig minderbemittelten Berner, die sich weigern, dem exquisiten kulturellen Angebot in der Stadt beizuwohnen. Endlich könnten sie es mal anprangern, das kulturelle Ödland, an das die Berner Musikmanege derzeit gemahnt.

Aber natürlich traut sich wieder einmal keine Sau. Immer öfter sind einfach alle zufrieden. "Ob daran die Finanzkrise schuld ist? Man weiss es nicht."

1 Kommentar:

  1. Darüber würde ich gerne stundenlang mit Ihnen diskutieren... Trotzdem an dieser Stelle ein kurzer Rundumschlag: 1. Subventionen machen fett und träge. 2. Bern ist ein Dorf und keine Grossstadt. 3. Geiz ist leider nicht geil und führt zu Gagendumping, tieferen Löhnen und schlechterer Qualität - überall. Siehe Deutschland. 4. Der Pöbel und zunehmend auch die intellektuelle Beamtenelite, sowie auch der Durchschnittsswisscomangestellte wollen Massenveranstaltungen besuchen. 5. Das Verhältnis von Künstler und Zuschauer hat sich zugunsten der Künstler verschoben. 6. undsoweiter.

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