Dienstag, 23. November 2010

My own private Arbeitsdilemma

Also ich will mir ja selbst nicht öffentlich zu nahe treten. Aber manchmal ist bisschen Seele rausstülpen ganz aufschlussreich.

Nun: Ich habe eine neue Stelle. Die Stelle ist sehr gut. Die Bezahlung auch. Die Mitarbeiter sind zum überwiegenden Teil intelligente, freundliche Menschen. Der Arbeitsort ist zentral, wenn auch weit weg von meinem Wohnort. Die Arbeit ist spannend, herausfordernd und stimulierend und zeitigt Tag für Tag ein für Hunderttausende ersichtliches Resultat. Ich habe im Bewerbungsverfahren scheints 80 Mitbewerber/innen ausgestochen. Ich erhalte soweit gute Rückmeldungen, bin insgeheim ein wenig stolz und stehe ausserdem mehrheitlich ziemlich zufrieden hinter dem Produkt.

Also warum wünschte ich manchmal, ich würde stattdessen in einer Fabrik Kekse abpacken?

Das ist nämlich bisschen ein Grunddilemma meines Arbeitslebens. Zwar will ich einen superigen, fordernden Job, will Karriere und Prestige und Geld und Blabla. Aber ab und zu wirds halt schwierig, wenn ein Fehler passiert oder man kritisiert wird oder sonst alles zu viel.

In diesen Momenten hätte ich lieber einen stupiden Job ohne Verantwortung und Publizität, oder, wenns ganz schlimm kommt, ein kleines Loch, in das ich mich verkriechen kann. Ich leide dann unter tiefsten Selbstzweifeln und bin überzeugt, dass sich alle ganz schrecklich in mir täuschen und einfach nur meinen, ich könnte irgendwas. Alles bloss ein riesiger Irrtum, dem nur noch niemand auf die Schliche gekommen ist. In der Nacht sind die Gedanken dann besonders hartnäckig und lassen mich nicht schlafen. Und ich verfluche mich für meine zeitweiligen Ambitionen und wünschte, ich wäre mit weniger zufrieden.

Ermunternde Stimmen reden mir gerne zu, diese Qual sei eine nützliche. "Diese Selbstzweifel treiben dich an. Du wirst nie selbstzufrieden sein und dich immer weiterentwickeln wollen. Das gehört zu dir. Ohne dieses Hinterfragen wärst du nicht dort, wo du heute bist", sagen die Optimisten. Sie meinen es gut.

Jaja. Aber Gopf. Vielleicht wäre es ja ganz schön, mal ein wenig selbstzufrieden zu sein? Gibt es Männer, die so ein Problem haben, oder ist das ein Frauendings? Oder ist einmal mehr nur das darüber Reden weiblich?Kann man so was beheben, soll man so was beheben? Ist dieses Problem charakter-, gen- oder erziehungsbedingt? Ist das alles bloss dämliches Jammern auf hohem Niveau?

Gern hätte ich eine psychologische Fachkraft an meiner Seite, die mir solche und wichtigere Fragen beantwortet. Aber dafür ist der Job dann doch nicht gut genug bezahlt.

4 Kommentare:

  1. kenn ich. wo arbeitest du denn?

    und kopf hoch. es wird auch wieder besser :)

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  2. Ich glaube dieses Gefühl kennt so ziemlich jeder, der etwas mehr Verantwortung trägt in seinem Job. Ich persönlich habe mich jedenfalls sofort wiedererkannt in dem Beitrag :)
    Da ich aber in unserer Firma im Rahmen des Firmen-kennenlern-und-wissenwasdieanderenmitarbeiterdenganzentagsomachen-Programms auch schon zwei Wochen "Kekse abgepackt" habe, weiss ich, dass das wohl auf die Dauer viel zermürbender wäre. Bei längerer repetitiver Tätigkeit kann man nämlich ganz schön ins Grübeln kommen...

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  3. üüüh..das kenn isch (kein männlei-weiblein dings)...ist scho e chli "dämliches Jammern auf hohem Niveau" aber das darf mann/frau müssen...u nei "la fille" das wird nid besser!...die kombination vo verantwortungsvoller, interasanter arbeit und iggaham4iheiobwounononütfertigisch püetz isch öpe nid müglech...leider...ig wett de aube nid güezi abpacke sondern greenkeeper ufemene golfplatz si...so mit coolem john deer rasemäier u so...

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  4. Der Feierabendpsychologe27. November 2010 um 15:53

    Jammern und zaudern ist weiblich und schweizerisch!
    Für den grossen Ehrgeiz ist ihr Vater verantwortlich!
    Gratuliere zum neuen Job, in welcher Zürcher Medienbude werkeln sie denn?
    Sie sind Zwilling! Wollen Sie etwa auch noch Kinder?

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