Samstag, 2. Mai 2009

They call me hell

Dieses Wochenende war Kontrastprogramm.

Wir versetzen uns geistig nach Zürich. Da ist der 1. Mai ein ganz formidables Volksfest. Erst ein bisschen Krawalle gucken, ich wusste ja gar nicht, dass Gummischrot gar keine kleinen Kügelchen sind, wie ich mir das immer vorgestellt habe. Dann Velo zwischen den Scherben durch zickzacken und zum Kasernen-Areal, da hat sich nebst Multikulti und Pönks die Schweizer Zielgruppe dieses neuen Hefts versammelt: junge, urbane Eltern mit Kindern, die Max heissen oder Mia oder Sophie.

Danach - Achtung, jetzt Kontrast: ins Kauflüüüte, Ting Tings Dings, und das Publikum dort sieht ein wenig aus, als wäre dieser Blog* lebendig geworden: Die Frauen mit Stirnbändern, die Haare so ein bisschen nach oben aufgestülpt**, plus Jeansgilet über ein riesiges T-Shirt und Leggins. Im Gesicht eine Nerd-Brille oder die Wayfarer, aber nicht als Sonnenbrille, sondern richtig, ich meine, wow, cool***. Die Männer, keine Überraschung: Holzfällerhemden und Bärte. Eine ähnlich hohe Hipster-Dichte ward zuletzt bei der Bonsoir-Eröffnung gesehen (inzwischen hat sich dort das Publikum aber auch ein wenig gewandelt, dünkt es mich zumindest).

Das Konzert war sehr nett, aber Kaufleuten als Konzertlokal immer noch nicht so. Irgendwie zu lang und zu wenig breit. Oder vielleicht liegts dran, dass die Zürcher alle so gross sind? Und wieso tun die Leute immer dann fotografieren, wenn die Band ihren grössten Hit spielt? Sieht man das etwa auf dem Foto?

Fragen über Fragen, immerhin aber doch zwei Dings gelernt dieses Wochenende:

1. Tränengas hilft vorzüglich gegen verstopfte Nase
2. Auf der Bekenntnis-Liste auf der Seite "Was ich mag": Attraktive Frauen mit Stromgitarren.

Fast alles Gute,
Caramel


* Der Tipp ist von Herrn Orp
** Das kann glaubs nur Mode: Zeug, das objektiv betrachtet beschissen aussieht, plötzlich attraktiv erscheinen lassen.
*** Über die Frage, ob Freitag-Taschen jemals cool waren, streitet sich die Wissenschaft ja noch, einig ist man sich inzwischen aber darüber, dass sie es heute eher nicht mehr sind. Das deutlichste Indiz: Die Existenz von Trägern, die lustige Stofftiere dranhängen.

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