Am Montag beginnen die Prüfungen, ich Idiot habe acht, jetzt ist höchste Zeit zum Vorbereiten. Aber ich sitze vor den Büchern und schaffe es nicht zu lernen. Statt der Bedeutung von Paradigma und Syntagma kommt mir nur jene von Aareschwumm und Schlaf in den Sinn. Statt den konstruktivistischen Supranationalismus zu kennen, denke ich an Sonnencrème und Gurtenfestival. Da sagte ich mir: Dir will ich einen Grund geben zum Müde- und Unkonzentriertsein. Und wollte zum ersten Mal im Leben Blut spenden. 4,5 Deziliter abzapfen, etwas Gutes tun und dann eine Ausrede vor meinem eigenen Gewissen haben, warum ich zwei Tage lang wirklich nicht lernen könnte. Super Plan, olé.
Blutspendezentrum, lauter Wohltäter an kleinen Tischen, die gewissenhaft Fragen ausfüllen: Wechselnde Sexualpartner? Reisen in Malariagebiete? Schwul? Nö, nö, nö. Mit dem ausgefüllten Zettel setze ich mich zu einer Krankenschwester, die mich mit weiteren Fragen löchert. Ich räuspere mich. Ich! Räuspere! Mich! Das wars. Kein Blutspenden heute. «Sind sie erkältet?» Nicht wirklich. Glaube ich. «Kommen Sie in drei Wochen wieder, wenn alles auskuriert ist», sagt die Frau, und ich fühle mich ein bisschen wie von der Bettkante gestossen.
In drei Wochen sind die Prüfungen gerade vorbei, da kann ich unmöglich spenden. Da brauche ich keine Ausrede mehr. Sondern all mein Blut, das muss dann ganz viel Alkohol aufnehmen können.
Freitag, 22. Juni 2007
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