Donnerstag, 30. April 2009

Gucken wie die Leute gucken

Seit etwa einem Jahr habe ich eine seltsame Allergie, und die macht mich ständig Niesen. Drei, vier, fünfmal nacheinander. In Tagen wie diesen ist das natürlich ein bisschen lästig. Weil ich weiss, was die Leute denken, wenn ich im Tram einen Niesanfall habe. Ich kann ja auch nicht anders. Wenn jemand im Bus hustet, denke ich unweigerlich: Schweinegrippeschweinegrippeschweinegrippe.

Ich weiss auch nicht, ob ich unseren Vogelgrippe-Witz noch auf die Schweinegrippe und Mexiko anwenden darf (der ging damals so: Im Tram mit jemandem ganz laut drüber reden, wie schön die Chinareise war, und zwischendurch einstreuen, dass man sich krank fühlt, aber das sei bestimmt nur der Jetlag. Dann: Gucken wie die Leute gucken.)

Irgendwie ist es grad nicht mehr so lustig. Und die ganze Zeit Niesen zurückhalten ist auch überhaupt nicht lustig. Ich hab mal gelesen, dass dabei jedesmal Hirnzellen platzen. Ich merke es glaubs schon.

Die doofe Grippe macht einem sogar kaputt, auch wenn man sie nicht hat.

Montag, 27. April 2009

Werbung: schön, Kunst: lustig

Bern ist grad ein wenig hübscher. Weil Anton Corbijn hat für so eine Jeansmarke Alexandra Maria Lara fotografiert, und die Plakate hängen in der Stadt und säumen meinen Heimweg. Werbung, einmal schön. (Hier sind die Bilder noch in guter Qualität, nicht nur doofes Handyfoto vom Velo aus.)



Aber auch Amateure machen ganz muntere Kunst. Ich finde, das darf man schon so nennen, wenn einer eine Crackfolie auf ein Migros-Werbeplakat klebt.

Samstag, 25. April 2009

Mit so Liebe und Dings

Mein doofes Tagebuch,

nein, ich finde nicht, dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich jetzt schon wieder eine Woche nichts geschrieben habe, schliesslich ist Frühling und ausserdem nichts Interessantes in meinem Kopf die ganze Zeit. Und du musst mich jetzt auch nicht nerven, weil ich schon wieder über Ausgang schreibe, ES BIETET SICH HALT AN, und so ein Angebot schlägt man nicht leichtfertig aus.

Jedenfalls.

Gestern ging das Wasserwerk wieder auf. Das ist jetzt so neu, die Buben haben umgebaut: Garderobe neu oben, Kifferecke links* beim Eingang weg, dafür Töggeliecke, und der Raum hinten, der immer zu war, ist jetzt offen, da hats selbst gebaute Sofas drin, und rein kommt man durch so ne Akte-X-mässige Schleuse: Tür auf, in den Zwischenraum treten, Tür zu, andere Tür auf: drin. Das ist weil der Lärm. Dort in der "LOUNGE"** (Aiaiai. Sagt dem doch nicht so!) ist die Isolation nicht so gut, und die rotgrün-verhätschelten, reichen Nachbarn von ennet der Aare brauchen ihren Schlaf, ist klar. Fehler! Das ist ein Fumoir! Die nicht sehr vereehrte Caramel hatte da, wie so öfters, rein gar keine Ahnung und hat die Wahrheit zurechtgebogen! Plus zack Mauer hier, Mauer dort, Bar mit Junkielicht, Bühne kleiner glaubs, überhaupt alles etwas kleiner.

Aber das ist nur Architektur, entscheidend ist vielmehr: Da kommt man rein und. Wow. So fühlt sich ein Club an, Baby! Gut haben das die Buben gemacht, wohl mit so Liebe und Dings, würd ich mal vermuten. Die Leute waren auch nett, viele in T-Shirts von Boy81, der: Supergrafiker.

Und weil mir das alles so gut gefiel, wurde ich wieder ganz überschwänglich, ich kann gar nicht verstehen, wie Leute aggressiv werden können von Alkohol, ich werd immer in alles verliebt. Und dann trau ich mich am nächsten Tag nicht ins Handtäschli zu schauen, weil: allen alles bezahlt. Und dem Taxifahrer sowieso Trinkgeld wie im Bellevue. Wenn in der Stimmung jemand kommen würde und sagen täte: Schenkst du mir hundert Stutz, würd ich sagen: Ja, Logopädie!, und grad zweihundert geben.

Zum Glück fragt das nie jemand in der Situation.


So, das wars jetzt wieder von Trix und Gägs, vielleicht bis nächste Woche?
Man darf gespannt sein, muss aber nicht.



* Es irritiert mich immer wieder, dass beim Tippen des Wortes "links" im 10-Finger-System fast nur die rechte Hand zum Einsatz kommt.

** Die Lounge in der Aarbergergasse, von der ich neulich geschrieben habe, hat im Fall so einen Türsteher und eine Abschrankung mit roten Seilen, die an goldenen Stützen hängen. Herzig.

Sonntag, 19. April 2009

Lounges sind in der Gastrofamilie die koksenden Cousins, Salz ist das Benzin der Alkohol verarbeitenden Industrie.

Liebes Tagebuch, wir haben uns lang nicht mehr gesehen, bist du böse?

Ach, dann ist ja gut. An diesem Wochenende war ich zweimal im Ausgang, in zwei Städten, einmal wars ein bisschen öd (die Affiche war super, Solange la Frange, die rocken ja wie verruckt, aber irgendwie wollte nicht recht geile dirty Club-Stimmung aufkommen, meine das nur ich, liegts an mir? Oder an zu viel Laufkundschaft? Oder an der Übersicht?), das andere Mal wars sehr nett, in Zürich nämlich, da hats noch Clubs und Spunten und Nutten und am Sonntag um fünf Uhr Morgens siehts in der Langstrasse aus wie in der Spitalgasse höchstens am Zibelemärit.

Aber was ich sagen wollte: Der Kebabstand in der Aarbergergasse ist verschwunden! Da ist jetzt eine LOUNGE. Lounges sind die koksenden Cousins unter den Lokalen. Lounges sind gerade deshalb provinziell, weil sie so verbissen urban wirken wollen. Niemand will eine Lounge. Wir wollen dreckige Spelunken mit Plastiktischtüchern und übel gelaunter Bedienung.
Und vor allem wollen wir um vier Uhr morgens Kebab essen, das braucht der Körper, er benötigt Mineralstoffe. Salz ist das Benzin der Alkohol verarbeitenden Organe. Und überhaupt, was ist denn das für ein Zeitpunkt, erst macht ein neuer Club auf in der Strasse, dann geht der Kebabstand zu, dabei ist das die perfekte Symbiose! Wäre ich nicht so müde, täte ich mich nun noch ein bisschen empört aufführen, aber so schreibe ich halt nur: doof.


PS: Noch was: Den besten Kebab Berns gibts im Fall (leider nur zu christlichen Öffnungszeiten) an der Landoltstrasse 1, also sozusagen auf dem Weg vom/zum Marzili. Echt 1A supertop.

Sonntag, 12. April 2009

Liste Nr. 543

Dinge, die ich sammeln würde, wenn ich etwas sammeln würde:

- mysteriöse Verschwinden
(ich habe schon 2: Socken in Waschmaschine, Haargummis überall)

- interessante Einkäufe
(ich habe erst 1: Samstagmorgen im Coop, Mann kauft Trauben und Kondome)

- Falsche Apostrophs
(das machen schon andere für mich, etwa die)

- Italiener im Freundeskreis
(ich habe erst 2) (Nachtrag: Einen vergessen. Sorry. Also 3)

- Dinge, die man kauft und nie isst
(ich habe erst 1: Bananen)

- Worte, die man erfinden sollte
(z.B.: ein Fremdwort für die Angst vor der Langeweile am Sonntag)

- Listen, die man anfängt und nie fortsetzt
(ich habe ca. 542)

Samstag, 11. April 2009

Oh match me box

Queen erleben ja gerade ein fantastisches Comeback. Zumindest in meiner Stereoanlage (die ist von Herrn Denon und nebst meinem Velo ein weiterer Gegenstand, für den ich zärtliche Gefühle hege). Das letzte Mal, als ich so viel Queen hörte, war ich etwa dreizehn, und damit in einem Alter, in dem man (zumindest zu meiner Zeit) sehnsüchtig auf Brüste resp. Schamhaare wartete, Hesse las, doofe Tagebucheinträge mit Hesse-Zitaten schrieb und: nur bruchstückmässig Englisch sprach.

Vieles von dem Zeug - wie eben Queen - habe ich seither nicht mehr gehört, und das schönste am Wiederhören nach einer solchen Pause sind die textlichen Aha-Erlebnisse: Währenddem man damals den Text so mitsang, wie man ihn halt verstand (die meisten Kassetten hatten ja kein Booklet mit Songtexten), merkt man Jahre danach, wie es wirklich geheissen hätte.

Nämlich nicht: "Devil in the Skies" (bei Elvis). Sondern: "Devil in Disguise". Und auch nicht "Another break in the wall" bei Pink Floyd, sondern eben "brick". Ace of Base (ein Riesenhit!) sangen nämlich "All that she wants" und nicht "Oh match me box" (diesen Verhörer habe ich ausgeliehen von Frollein Chouchoux). Und da wir auch kein Italienisch verstanden, sangen meine Schwester und ich immer inbrünstig: "Laschante mi cantare" statt "Lasciate mi cantare". (Ähnliche grenzwertige Songtext-Erfahrungen bitte teilen via "Kommentare". Ich freue mich sehr darüber.)

Traurig ist bloss, dass man diese Verhörer so schnell wieder vergisst, sobald man erst mal die korrekte Formulierung verstanden hat. Das ist wie: Man liest ein Buch, guckt dann den Film dazu und will dann wieder an das Bild denken, das man von den Protagonisten der Geschichte hatte, bevor man den Film gesehen hat: Geht einfach nicht, Dateien unwiderruflich überschrieben. Schade.

Aber macht nichts!, denn es gibt Ersatz für den Verhörspass. Nämlich andere hübsche Dings mit der englischen Sprache. Nur kurz mein Lieblings: Wörtlich Übersetzen (engl.: wordly oversetting). Einige Begriffe und Sätze zum Üben:

Der Zwischenfall heisst korrekt übersetzt "the between case", sturmfrei "stormfree" und: Du bist so daneben "you are so besides".

So, damit habt ihr jetzt ein hübsches Spiel für die langweiligen Ostergottesdienste. Ich gehe derweil mal meine schöne alte Queen-Kassette umdrehen (Kassetten erleben im Fall auch grad ein fantastisches Comeback, kleiner Tipp, liebes "20 Minuten Friday"!), denn ich wünsche eine Fortsetzung der musikalischen Untermalung (engl.: I wish a foresetting of the musical underpainting).

Frohe Ostern (glad easters)
Eure Caramel.

PS: Der berühmteste Verhörer in deutscher Sprache lässt sich auch dann nicht von der korrekten Version überschreiben, wenn ich es wirklich fest probiere. Ich höre immer noch hartnäckig "Fotzenkind" statt "Fortzugehn" (hier)

Ein Auge hat keinen Mund, du Missge!

Eines Morgens werde ich auf einem Auge blind aufwachen. Das fürchte ich schon lange. Jeden Morgen teste ich deshalb beide Sehorgane akribisch auf ihre Funktionstüchtigkeit. Das einseitige Erblinden kann nicht mehr lange dauern.

Das liegt am Einschlafen.

Einschlafen geht nur mit Lesen. Sogar endlos erschöpft und/oder betrunken. Sonst fange ich an, über komische Dings nachzudenken, denken denken denken und nicht aufhören - Gedanken sind ein Aufputschmittel. Buchstaben dagegen sind Schlafmittel, die übers Auge aufgenommen werden. (Das habe ich auch selbst herausgefunden, aber ein wenig ist die Feststellung geklaut von Max Küng. Apropos Max, Max Goldt las am Donnerstag in Bern und ich habe es verpasst. Ich frage mich, ob er den Ficksahne-Satz vorgelesen hat, oder ob er ihn extra ausliess und deshalb wieder jemand den Raum verliess.)

Aber zurück zum Thema: Wie lesen im Bett? So: Auf einer Seite liegend. Und immer EIN AUGE ZU. Ich weiss auch nicht warum man das so macht. Zwei Augen sind doch eine super Sache. Aber nein, im Bett liegend geht lesen nur mit einem Auge zu. Ein bisschen behindert, oder? Oder "Missge", wie die heutigen Jugendlichen sagen, zu denen ich nicht mehr gehöre, was auch schön ist, weil ich dann nicht Dinge sagen muss wie "Missgeburt" resp. eben "Missge".

Jedenfalls. Eines nachts wird eines meiner Augen beleidigt den Dienst quittieren. "Mich brauchts ja eh nicht", wird es leise jammern, was ich aber nicht hören werde, weil EIN AUGE HAT JA KEINEN MUND DU MISSGE!, jedenfalls wird das Auge eines Morgens nichts mehr sehen wollen. Und ich werde einseitig blind sein.

Heute gingen beide noch, und deshalb kann ich jetzt auch nicht meine Betreuerin an der Uni anrufen und sagen: Liebe Betreuerin, ich bin leider einseitig blind und ergo behindert und kann die Bachelor-Arbeit nicht schreiben, deshalb Tschese.

Sondern sitze da am Tisch und lese Bücher über den Schweizer Wohlfahrtsstaat. Mit beiden Augen offen.

Ich könnte grad doppelt wunderbar einschlafen.

Samstag, 4. April 2009

Sommertrends 2009



Die Mode wird auch immer frecher.

(Bild aus einer Fotostrecke von "20 Minuten Friday")

(Ne, das war jetzt ein Scherz, liebe hippe 20-Min-Friday-Redaktorinnen, ihr seid natürlich cool, das wissen denk alle!, jetzt nicht gleich bös gucken oder twittern oder so, war echt nicht bös gemeint.)

Freitag, 3. April 2009

Und Saison für Spargeltörtli ist im Fall auch


Toller Trick, neulich bei "Galileo Emo-Science" gesehen: Wenn man einen kleinwüchsigen Bäcker ausstopft und in einem Glaskasten vors Haus stellt, wachsen die Erdbeeren im Garten viel schneller und sind auch früher reif.

Ja, du kommst nämlich immer nur für Zigaretten.

Donnerstag, 2. April 2009

Einfach ein totaler Aufsteller.

...es war so ein grauer Tag, aber dann war plötzlich da diese Karibik-Musik, und es war, als würde die Sonne aufgehen, weisst du, wie damals, als wir mit Res und Sandra in diesem Robinson-Club auf dieser Insel waren, erinnerst du dich?, diese herzige kleine Insel mit diesen freundlichen Menschen, die immer lachen, auch wenn es ihnen schlecht geht, ja und die Kinder, die sind einfach so herzig, aber arm wie Kirchenmäuse, ganz verruckt, jedenfalls standen da am Loebegge diese total aufgestellten Leute mit diesen Blechtrommeln, und ich hab mich grad gefühlt wie damals in der Karibik, und ich überlege mir jetzt, ob ich wieder in die Guggemusig gehen soll, jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, was diese Musik alles auslösen kann, die hat mich grad richtig fröhlich gestimmt, da vergass ich sogar mein böses Knie, so lebensfroh und positiv war das, ja, richtig fröhlich, einfach ein totaler Aufsteller.

Mittwoch, 1. April 2009

Was ich nicht mag: Der Duft von frisch gemähtem Gras

Swisscom-Chef Carsten Schloter enthüllte letzte Woche im „Magazin“, dass er nicht gern Neid und Lügen hat. Was für eine Sürprise! Weil Neid und Lügen mögen nämlich sonst ganz viele Menschen!

Mal ehrlich: Wenn ich diese formidable Magazin-Rubrik „Bekenntnisse“ betreuen dürfte, würde ich bei der Anfrage an die Prominenten jeweils anfügen, sie sollen bitte alles wieder von ihrer Liste streichen, was eh jeder gut resp. eben nicht gut findet. Weil was sagt das über einen Menschen aus: „Ich mag keinen Krieg“? Mag irgendwer Krieg? Dann wäre das durchaus eine Aussage wert. So aber: Nullinformation.

Gern würde ich ja mal lesen, dass jemand schreibt:

Was ich mag:
Hunger
Armut
verkochte Spaghetti
Lügen
Oberflächlichkeit
Neid
früh aufstehen
Krieg

Was ich nicht mag:
Toleranz
Offenheit
Natur
Kinder
Delphine
den Gestank von Asphalt nach einem Sommerregen
Wandern
meinen Partner/meine Partnerin
Mozart
Tierbabys

Das wären mal richtige Bekenntnisse! Sollte ich dereinst einmal eine tragende Rolle in der Gesellschaft übernehmen (kleiner Scherz) und um eine Was-ich-mag-was-ich-nicht-mag-Liste gebeten werden, würde ich die einschicken. Und dann gäbs ganz viele Leserbriefe von Leuten, die würden schreiben: Ups, Sie haben da wohl was verwechselt!, und die Magazin-Redaktion müsste in kursiver Schrift ein Statement abgeben:

Liebe Leserin, lieber Leser
Es handelt sich bei den Bekenntnissen von Caramel Landsturm nicht um eine Verwechslung! Frollein Landsturm ist einfach eine ganz und gar provokative Künstlerin!


Ja, das wär mal ein Tabubruch.

Aber mich fragt ja keiner.