Donnerstag, 29. November 2012

Und die Welt schaut zu

Ab und zu überlege ich mir, hier etwas persönlicher zu werden, also auch mal ein Foto zu posten, auf dem mehr von mir zu sehen ist als ein abgeschnittener Fuss. Personlisierung, das lernt man in der ersten Vorlesung Medienwissenschaft, bringt schliesslich hohe Einschaltquoten. Aber irgendwie verstecke ich mich sehr gern hinter dieser Teil-Anonymität. Zudem kippt so was ja sehr schnell ins Exhibitionistische (vgl. Facebook). Auch wenn ich problemlos über ganz vieles in meinem Leben schreiben kann: Ein wenig verklemmt bin ich immer noch. Besonders, was Bilder angeht. Und ich bin bisher gut gefahren damit.


Wer aber hunderttausend (statt nur hundert) Leser am Tag haben möchte, muss schon etwas mehr von sich zeigen. Es ist eine alte Debatte, aber da sie mich selber betrifft, beschäftigt mich manchmal schon, was manche Leute alles über ihr Leben teilen, mit einer anonymen Masse, potenziell mit jedem anderen Menschen der Welt. Manche Blogs lesen sich wie eine Reality-Show, gerade die hippen, amerikanischen Yummy-Mummys wie etwa Bleubird Vintage (hab sie kürzlich schon erwähnt).

Ich lese solche Blogs selber mit einer voyeuristischen Faszination, aber zur Zeit wirds gerade ein bisschen too much: Die liebe Mamma der 2-Jährigen Gemma hat ein Video ihrer Tochter gepostet, in dem diese nur in Unterhosen bekleidet ihre unglaubliche Herzigkeit vorführt. Und das ist erst der Anfang einer ganzen Serie von Videos. Die Kommentare dazu sind zu 90 Prozent im Stil von: "I'm dying...she is SO ADORABLE!!!!!!!!!!!!!" oder "I love it! Makes my ovaries ache!". Jegliche Skepsis wird sofort niedergeschrien.

Nicht so super, find ich. Ich bleib vorerst bei abgeschnittenen Gliedmassen.

Mittwoch, 21. November 2012

Ausgang ist manchmal immer noch super

Die Fotos sind schon ein bisschen alt, ich wollte sie eigentlich schon lange posten und dazu schreiben: 

Manchmal fägts im Ausgang mit 30 immer noch so wie mit 20. Selbst wenn man das Gefühl hat, nachtlebentechnisch könne einen nichts mehr überraschen. Der Trick ist: nur noch an gute Partys gehen. Am liebsten sind mir Feste an aussergewöhnlichen Orten, vor ca. zwei Wochen z.B. im Feuerwerk wars sehr schön, es hatte Hansi-Hinterseer-Bilder, schmächtige Typen (einer davon scheints ohne Fahrausweis) trugen "Drive"-Jacken, und die Leute an der Bar hatten sich Glitzer auf den Wangen geschmiert. Es war top.


(super Wein)



Dienstag, 20. November 2012

Zwei Gründe gegen Facebook


1. Die grassierenden Katzenfotos 

























2. Die grassierende Food-Pornografie

























(Copyright der Bilder by meine Facebook-Freunde. Nicht persönlich gemeint.)

PS: Gerade werde ich noch auf eine weitere, sehr saisonale Nervigkeit aufmerksam gemacht: Das grassierende Landschaften-über-dem-Nebel-Geposte.

Montag, 19. November 2012

Scones & Spiele

Unsere Freunde E. und T. hatten eine sehr schöne Nebelsamstagnachmittagsidee: Scones & Spiele, also backen und spielen. Am Ende wurde Scones & Spiele & Suppe & Saufen draus, und es war wirklich sehr nett und wird wärmstens zum Nachahmen empfohlen. (Schön auch immer die Bonmots, die einer simplen Runde "Tabu" entspringen - ich sage nur: Das Periodensystem der Frau.)








Hier hats ein Scones-Rezept. Wir haben die mit Buttermilch gemacht. In Muffin-Förmchen. Clotted Cream gibts im Globus in der Food-Abteilung, aber ich denke, Mascarpone würds ev. auch tun.

Mittwoch, 14. November 2012

I hate cilantro

Grad bei meinem Lieblings-"Ich bin eine New Yorkerin mit einem super Leben und Luxusproblemen und gutem Geschmack und kann noch so gut schreiben"-Blog gelesen (A cup of Jo): Offenbar ist die Abneigung gegen Koriander (cilantro) genetisch bedingt. Steht in der "New York Times", dann wirds ja wohl stimmen.

Ich hasse Koriander! Und ich kann nichts dafür!

PS: Weitere Lebensmittel, die ich hasse: fast alle Arten Käse, kalte Fleischerzeugnisse, Thunfisch aus der Dose sowie kandierte Früchte. Liste nicht abschliessend.

PS2: Weitere Blogs von Amerikanerinnen mit ach so perfektem Leben (ich schau die gern an, ist wie Reality-TV, auch praktisch mit Live-Geburten, aber in Pastellfarben): Bleubird Blog, Katie's Pencil Box

I like birds

Schon wieder ein Konzert! Diesmal im Bad Bonn zu Düdeldingen, ein sehr guter Ort, so ziemlich das Gegenteil des industriellen Komplex in Zürich, klein und abgelegen und lotterig und persönlich und unkommerzig, am Eingang kontrolliert der Chef die Tickets, auf dem WC dudelt ein Regionalradio („...ein Stern, der deinen Namen trägt...“) und nach dem Konzert pinkelt man vielleicht grad neben dem Bassisten der Band, so wie ich, lustig.


Die Band: Shearwater aus, ich sage jetzt mal, wahrscheinlich New York, und davor eine Frau mit Gitarre als Vorgruppe, Jesca Hoop, die mit sehr schöner Stimme ein bisschen schwierige Lieder sang, im ersten Song ging der Refrain etwa so: „I'm not a bird, I kill the bird“, was sehr lustig ist, weil Shearwater ist eine Vogelart und der Sänger ist ein Vogelfan. Was ich aber wiederum nicht wusste, als wir nach dem Konzert mit ihm sprachen (das kann man im Bad Bonn, no problemo), und so glaubte ich natürlich, es sei ein Witz, als er erzählte, er habe sein Fernglas dabei und schaue immer überall, was es für Vögel hat.

Aber es war kein Witz, und ich kam mich dann bisschen blöd vor.

Was ist das nur mit diesem Vogelbeobachten? Ist das das neue Hipster-Hobby? Warum tut man das? Einer meiner Lieblingsschriftsteller, Jonathan Franzen, ist ja auch Vogelfan. (Der Sänger, auch ein Jonathan, hat ihn schon mal im Central Park beim Vogelgucken gesehen.)

Ich bin irritiert.

Dienstag, 13. November 2012

Sehr geehrter Herr Tettamanti

Sehr kluge Rede vor den Aktionären und Freunden der "Basler Zeitung" von Constantin Seibt - nachzulesen hier.

(Aushang, von hier recycelt)
(PS: Hier mein eigener "Weltwoche"-Post von vor gut zwei Jahren. Natürlich nicht so gut, aber nach wie vor völlig zutreffend, dünkts mich.)

Freitag, 9. November 2012

Eine Woche, drei Ausflüge

Viel zu schnell geht das alles mit diesem Leben. Deshalb sollte man die freie Zeit nicht immer bloss mit dem Notwendigen verbringen, sondern viel häufiger mit dem Schönen. Staubsaugen, Einkaufen, Flaschen entsorgen, Bad putzen - kann warten! Mindestens alle zwei Wochen muss man einen ordentlichen Ausflug machen. Weil: Wer denkt am Ende schon daran, wie sauber die Wohnung immer war und der Haushalt in Ordnung? An all die ungezählten Samstage, die man mit Erledigungen herumgebracht hat?

Niemand.

Eben. Deshalb heisst das neue Motto: mehr Ausflüge. Schon das Verb ist so hübsch, ausfliegen. Es erweitert den Horizont, macht das Leben schöner und reicher und besser (fast ebenso wie keine Gratiszeitungen mehr lesen, was ich schon lange nicht mehr mache und inzwischen auch Pedro Lenz in einem "Zeit"-Interview empfiehlt, ich meine: Pedro Lenz, ich meine: "Die Zeit"!)

Also: Mehr Ausflüge. Meine drei der letzten Woche:

1. Bon Iver
Blödes Beispiel, weil ähm, also, ich fand das Konzert nicht so gut. Alles zu pomp und zu gross - die Halle, das Publikum, die Band, die Lichtshow, das Queen-mässige-Gitarrensolo, Herrn Vernons Angestellte, die vor dem Konzert hinter dem Mischpult einen Liegestütz-Wettkampf machten. Blöd. Da lob ich mir für einmal: die Platte. Aber das muss man ja zuerst mal herausfinden.

Das sind zwei Männer beim Liegestütze machen vor einem Konzert. Oh.
Herr Vernon mit elektrischen Kerzli. Romantic Shit.

2. Der Niesen
Oh, hier rauf fahren war schön, man muss umsteigen und sie haben schöne Poster und ein schönes Restaurant mit etwas gestressten Angestellten und oben ists sogar ein bisschen gefährlich, da könnte man easy runterfallen, aber irgendwie befreiend, dass es kaum Zäune hat. Schweiz in Hochform.




Fehler: Blöde Instant-Vermicelle-Dekoration. Wäh.
Wenn ich gruusige Caramellsauce wollte, ginge ich zu Starbucks.

3. The Gaslight Anthem
Gleicher Ort, besseres Konzert. Wieder dieser seltsame Konzertindustrieort Komplex in Zürich, diesmal mit schön schnörkellosem Rock'n'Roll - girls, cars and loud guitars, da kann man nichts sagen, eine schöne Sehnsucht wird geweckt und bedient, die Punkfans pogen, ein Nirvana-Cover hier, ein Cure-Cover da ("gute Bands zitieren, schlechte Bands kopieren"). Simpel, gut und heftig.